Ian Anderson verärgert über Ausschluss vom Schottland-Referendum

Ian Anderson, der in Schottland geborene Sänger der britischen Rock-Legende Jethro Tull, ist verärgert darüber, dass er bei dem Referendum über die Unabhängigkeit Schottlands am 18. September nicht mit abstimmen darf: "Ich selbst wohne nicht mehr in Schottland. Und das ist auch der Grund, weshalb ich beim Unabhängigkeitsreferendum nicht mit abstimmen darf", sagte Anderson der "Welt am Sonntag". "Sie dürfen gerne annehmen, dass ich darüber schon ein bisschen verstimmt, sagen wir ruhig, `pissed off` bin. Ich meine, mir wurden von zwei schottischen Universitäten Ehren-Doktorwürden verliehen."

Anderson ist als Kind in Edinburgh aufgewachsen, hat in den 80er- und 90er-Jahren Lachsfarmen auf der schottischen Insel Skye betrieben, zeitweise mit mehr als 400 Angestellten. Er empfinde es in dem Zusammenhang als zynisch, dass die schottische Nationalpartei SNP in einer Kampagne mehrere zehntausend Menschen neu als Schotten registrieren ließ, um ihnen so das Stimmrecht zu gewährten. "Das sind oft Menschen, die erst vor Wochen nach Schottland gezogen sind. Nur, weil sie dort ihre Gas- und Stromrechnungen bezahlen, dürfen sie jetzt über die Zukunft des Landes mitbestimmen. Das ist schamloser Aktionismus, nur um die Abstimmung zu gewinnen", sagte der 67-Jährige der "Welt am Sonntag". Anderson selbst spricht sich klar für den Verbleib Schottlands in der Union aus.

"Sollten sich die Separatisten tatsächlich durchsetzen, wird mich eine große Traurigkeit befallen. Das wird mich emotional durchschütteln", sagte der Rock-Star der "Welt am Sonntag". Andersons Vater war Schotte, seine Mutter Engländerin.

"Ich bin ein archetypischer Brite, wenn Sie so wollen, ein leibhaftiges Produkt einer Vereinigung aus Schottland und England, wobei es sich in meinem Fall um eine sexuelle Vereinigung handelt", sagte er. Sollte sich Schottland abspalten, "wird ein gewaltiges Durcheinander ausbrechen - und es wird lange andauern", befürchtet der Sänger. Dass in diesen Tagen von unversöhnlichen Feindseligkeiten zwischen Schotten und Engländern die Rede sei, hält er für massiv übertrieben und aufgebauscht. "Es ist wie mit den Australiern und den Briten - wir necken und foppen uns. Aber es gibt keinen Hass zwischen Schotten und Briten", sagte er. Dass die schottische Bestsellerautorin J. K. Rowling einen Shitstorm mit hasserfüllten Anfeindungen über sich ergehen lassen musste, nachdem sie für den Verbleib Schottlands bei Großbritannien plädiert hatte, führt Anderson daher vor allem auf das Kommunikationsverhalten der sozialen Netzwerke zurück. "Die Leute werden dort auf verrückte Weise aggressiv, böse und eklig. Und sie vergiften sich selbst durch diese Form der Aggression", sagte er der "Welt am Sonntag". Das sei ein "Abstieg in die Dunkelheit, ein sehr beunruhigendes und trauriges Phänomen." Er selbst benutze persönlich weder Facebook noch Twitter. "Ich will keine Freunde auf Facebook haben. Meine wirklichen Freunde kennen meine Mail-Adresse und meine Telefonnummer. Sie können real mit mir sprechen."

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 14.09.2014

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