Ifo-Chef Sinn: Griechenland wird im Euro bleiben

Der Präsident des Münchner Ifo-Instituts, Hans-Werner Sinn, hält es nach den Reformbeschlüssen des griechischen Parlaments für unwahrscheinlich, dass Griechenland die Euro-Zone verlassen muss.

München (dts Nachrichtenagentur) - "Ich halte es für wahrscheinlicher, dass Griechenland im Euro bleibt, als dass es ausscheidet", sagte Sinn dem "Handelsblatt". Insofern könne er die Entscheidung der US-Ratingagentur Standard & Poor`s (S&P) nachvollziehen, die Bonitätsbewertung des überschuldeten Landes um eine Stufe auf "CCC+" anzuheben. Die Wahrscheinlichkeit für einen Grexit sehen die S&P-Experten bei unter 50 Prozent.

"Zu meiner Einschätzung komme ich indes nicht, weil ich erwarte, dass Griechenland keine Ausweichversuche mehr unternehmen wird", sagte Sinn weiter. Das werde die Regierung von Ministerpräsident Alexis Tsipras auch weiterhin "mit aller Finesse" tun, die sie bislang schon bewiesen habe. "Ich befürchte nur, dass Deutschlands Kanzlerin nicht den Mut aufbringen wird, die für eine europäische Stabilitätsunion nötigen Entscheidungen zu fällen", sagte Sinn.

"Wir werden immer tiefer in den Sumpf rutschen." Der Bund der Steuerzahler hält das S&P-Urteil für falsch. "Die vermeintlich positiven Nachrichten aus Griechenland sind in Wirklichkeit alles andere als positiv. Sie spiegeln zwar das vorläufige Verhandlungsergebnis wieder, doch bewegen sich die griechischen Staatsanleihen mit der neuen "CCC+"-Bewertung immer noch auf Ramschniveau", sagte Verbandspräsident Reiner Holznagel dem "Handelsblatt". "Das verdeutlicht, dass die griechische Regierung im Grunde unwillig ist, die notwendigen Reformen anzugehen und umzusetzen." Dies stelle "ein hohes Risiko" dar, betonte Holznagel.

Denn auch das neue Rating motiviere nicht zu Investitionen in die griechische Wirtschaft. "Ein Grexit muss in der Diskussion bleiben", verlangte der Steuerzahlerbund-Chef. "Denn wir dürfen nicht vergessen, dass der Bundestag in der vergangenen Woche vorerst nur den Aufnahmen zu Verhandlungen über ein drittes Hilfspaket zugestimmt hat."

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 23.07.2015

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