Ifo-Konjunkturchef: Griechenland braucht weiteren Schuldenschnitt

Der Konjunkturchef des Münchner Ifo-Instituts, Kai Carstensen, stützt die Einschätzung des Internationalen Währungsfonds (IWF), dass Griechenland weitere internationale Hilfen zum Abbau seines riesigen Schuldenbergs brauche.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Dass Griechenland einen weiteren Schuldenschnitt benötige, sei keine Überraschung, sagte Carstensen "Handelsblatt-Online". Der von der Troika aus EU-Kommission, Europäischer Zentralbank (EZB) und IWF angestrebte Schuldenpfad sei "unter plausiblen Annahmen kaum zu erreichen, obwohl es schon einen Haircut bei den privaten Investoren gegeben hat und auch die öffentlichen Gläubiger im vergangenen Herbst bereits eine Verringerung ihrer Forderungen, gemessen an deren Barwert, beschlossen haben". Carstensen geht davon aus, dass der Regierung in Athen im Herbst konkrete Hilfsangebote gemacht werden.

"Um es nicht wie einen Forderungsverzicht aussehen zu lassen, wird nach der Bundestagswahl erneut über Maßnahmen nachgedacht werden, die den Barwert verringern, ohne den Nominalwert zu ändern", sagte er. Dies könne beispielsweise durch einen weitgehenden Verzicht auf Zinszahlungen bei Verlängerung der Laufzeiten geschehen. Ob das genüge, um den angestrebte Schuldenpfad zu erreichen, bleibe allerdings abzuwarten.

Mit Blick auf mögliche Belastungen für Deutschland fügte Carstensen hinzu: "Da sich der allergrößte Teil der griechischen Staatsschulden in öffentlicher Hand befindet, wird jede Schuldenerleichterung wohl ausschließlich die Steuerzahler der Partnerländer treffen." Die IWF hatte zuvor in einem Bericht die Prognose abgegeben, dass Griechenland wohl mehr Geld und Schuldenerleichterungen von seinen europäischen Partnern benötigen werde, um die Ziele des Rettungsplans zu erreichen. Entscheidend sei, ob die Investoren überzeugt werden könnten, dass auf Basis des geltenden Sanierungskonzepts die Staatsschulden von derzeit gut 160 Prozent der Wirtschaftsleistung dauerhaft tragbar für das Land seien.

Sollte es zu viele Fragezeichen geben, müssten die Euro-Länder mit weiteren Hilfen reagieren, um den Abbau schneller als geplant voranzubringen, teilte der IWF mit.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 31.07.2013

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