Integrationsministerin Öney für entspannten Umgang mit Kopftuch

Die baden-württembergische Integrationsministerin Bilkay Öney (SPD) setzt sich für einen entspannten Umgang mit dem Kopftuch ein.

Stuttgart (dts Nachrichtenagentur) - "Ich kann heute die Frage verstehen: Wollen wir den Musliminnen, die aus religiösen Gründen und mit Überzeugung ein Kopftuch tragen, den Weg in die Emanzipation, in die Arbeitswelt verschließen, oder wollen wir ihnen den Weg ebnen?", sagte Öney der Wochenzeitung "Die Zeit". Als Kind eines kemalistisch-geprägten Elternhauses sei sie aber dennoch "der Auffassung, dass das Kopftuch im öffentlichen Dienst nichts verloren hat". Als Ministerin habe sie eine Studie über die Alltagssorgen der Bevölkerung im Zusammenhang mit Migranten in Auftrag gegeben, so Öney: "Ich lasse mein Ministerium abfragen, was sich die deutsche Bevölkerung vom Ministerium erwartet und wo sie die drängendsten Probleme sieht. Die Debatte ist eine Elitendebatte. Sie findet in Stiftungen und Parteien statt, aber selten an der Basis. In den Medien geht es nur um Kopftücher und Sarrazin. Wo drückt der Schuh im Alltag? Das will ich erfragen." So genannte Burkinis, Ganzkörperschwimmanzüge für muslimische Frauen, sind aus ihrer Sicht "Quatsch". "Aber ich finde es gut, wenn die Frauen unter sich sein können, wenn sie schwimmen gehen, unbeobachtet von den Männern, ohne dass sie als Sexobjekt dastehen oder dass sie sich vielleicht ihrer Cellulite schämen müssen. Das ist für mich auch eine Form von Feminismus. Frauenfitness hat es schon gegeben, bevor wir anfingen, uns über Kopftücher und Burkinis Gedanken zu machen", so die Ministerin. Ihren Wechsel von den Grünen zur SPD schilderte Öney als befreiend.

"Bei meiner ersten Fraktionsklausur mit der SPD wurde ich gefragt: Na, Bilkay, wie ist es denn so? Da fiel mir auf, dass ich jetzt im Zug endlich ohne schlechtes Gewissen Frauenzeitschriften lesen darf. Dieser moralisch-feministische Druck ist bei den Grünen größer. Bei der SPD darf ich Frau sein, Rock und roten Lippenstift tragen."

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 05.10.2011

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