Irak-Konflikt: Ökonomen halten massiven Ölpreisanstieg für möglich

Nach Einschätzung von Ökonomen in Deutschland könnte eine Ausweitung der Kämpfe im Irak zu einem massiven Ölpreisanstieg führen.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Der rasche Vormarsch der radikal-islamischen Milizen zeige, wie labil die Staaten in der Region sind. "Die wirtschaftlichen Fortschritte im Norden und im Süden des Irak sind bedroht", sagte der Chefvolkswirt der Commerzbank, Jörg Krämer, "Handelsblatt-Online". Zwar seien westliche Länder von der Tragödie im Irak und in Syrien "wirtschaftlich kaum direkt betroffen".

Aber wenn die Situation weiter eskaliere und die Ölproduktion im Süden des Irak Schaden nehme, "würde der Ölpreis massiv steigen". Krämer begründete seine Einschätzung damit, dass der Irak jährlich rund 3,5 Millionen Fass Rohöl fördere – und damit mehr als der Iran (2,5 Millionen). Der Irak sei hinter Saudi-Arabien der zweitwichtigste Ölproduzent der Region.

"Wenn die weltweit geförderte Menge um eine Millionen Fass sänke, würde sich der Ölpreis um fünf bis zehn Dollar verteuern", sagte Krämer und fügte hinzu: "Hier liegen die Risiken für die westlichen Volkswirtschaften." Aus Sicht des Chefvolkswirts der Dekabank, Ulrich Kater, geht es weniger um das Rohölangebot aus dem Irak. "Es geht vielmehr um die Möglichkeit der Destabilisierung des gesamten Nahen Ostens, die die Märkte besorgt macht", sagte Kater.

Die Preisanstiege an den Rohölmärkten deuteten darauf hin, dass erste Risikoaufschläge an den Märkten kalkuliert werden. "Allerdings sollte man zunächst abwarten, wie sich die Lage im Irak entwickelt, noch ist der militärische Ausgang der Auseinandersetzungen nicht klar." Der Konjunkturchef des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH), Oliver Holtemöller, schätzt zwar die Wahrscheinlichkeit, dass demnächst die Ölproduktion im Süden des Iraks bedroht wird, als gering ein.

"Allerdings haben sich die Risiken für die Ölproduktion im Irak, natürlich besonders im Norden, auf längere Sicht deutlich erhöht, weil die Wahrscheinlichkeit eines De-facto-Zerfalls des Staates gestiegen ist", sagte Holtemöller. "Dies könnte den Ölpreis mittelfristig ein Stück weit nach oben treiben." Dämpfende Effekte auf die deutsche Konjunktur erwarte er aber gegenwärtig noch nicht, fügte der Ökonom hinzu.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 13.06.2014

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