Iran soll Zünder für Atombombe getestet haben

Iran soll im Jahr 2003 eine Neutronenquelle getestet haben, ein wichtiges Bauteil für den Zündmechanismus eines Atomsprengkopfs.

Teheran (dts Nachrichtenagentur) - Nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung" (Samstagsausgabe) liegen der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) entsprechende Erkenntnisse von Geheimdiensten vor. Eine Delegation der IAEA hatte im Januar und Februar bei Gesprächen in Teheran Zugang zu einem Gebäudekomplex auf dem Militärstützpunkt Parchin verlangt. Bereits im November hatte die Behörde in ihrem vierteljährlichen Bericht verdächtige Experimente aufgelistet, die Iran dort vorgenommen haben soll.

Die Regierung in Teheran verweigert den Inspektoren bislang den Zugang zu der Anlage. Sie verlangt, dass es zunächst eine Einigung mit der IAEA über die Modalitäten geben müsse. Ein Mitarbeiter eines westlichen Geheimdienstes sagte, der IAEA lägen "solide Hinweise" vor, dass Iran in Parchin Versuche in einer Sprengkammer vorgenommen hat.

Diesen Stahlzylinder soll Iran im Jahr 2000 mit Hilfe eines Wissenschaftlers errichtet haben, der 30 Jahre lang in einem sowjetischen Atomwaffenlabor gearbeitet hat. Die IAEA hat den Mann befragt. Laut den Informationen sollen die Physiker Madschid Schahriari und Fereydun Abbasi-Davani die Versuche geleitet haben.

Beide wurden gleichzeitig im November 2010 Ziel von Bombenattentaten in Teheran. Während Schahriari bei dem Anschlag umkam, überlebte Abbasi-Davani verletzt. Präsident Mahmud Ahmadinedschad ernannte ihn im Februar 2011 zum Chef der Iranischen Atomenergieorganisation.

Auch technische Details der Experimente sowie die Identitäten weiterer beteiligter Wissenschaftler seien der IAEA bekannt. Schahriari und Abbasi-Davani sollen laut den Geheimdienstinformationen als eine Art Projektmanager dafür verantwortlich gewesen sein, eine spezielle Anordnung von Neutronen-Detektoren zu entwickeln und um den Testzylinder zu installieren. Damit ließe sich während des Experiments messen, ob die Neutronenquelle funktioniert. Zudem soll dort eine Röntgenblitzkamera installiert worden sein, die es erlauben würde, die Implosion der Testanordnung in dem Metallzylinder in sehr hoher Auflösung aufzunehmen. Die Daten aus beiden Quellen kombiniert erlauben Berechnungen, ob der Zündmechanismus für einen Atomsprengkopf funktionieren würde. Zwei weitere Wissenschaftler, deren Identitäten laut dem Geheimdienstmitarbeiter der IAEA ebenfalls bekannt sind, sollen Schahriari und Abbasi-Davani unterstützt haben. Mohamed Reza Sedighi Saber, angeblich ein Experte des Verteidigungsministerium, war demnach mit der Simulation und computergestützten Auswertung des Experiments betraut. Ali-Reza Mola Heidar, der ein Fachmann für Messtechnik sein soll, wirkte laut den Angaben an der Entwicklung der Röntgenblitzanlage und der Positionierung der Neutronen-Detektoren mit.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 14.04.2012

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