Iranischer Theologe: Reformprozess in islamischer Welt unaufhaltsam

Der bedeutende iranische Reformtheologe und Philosoph Mohammad Mojtahed Schabestari hält die gesellschaftlichen Reformprozesse in der islamischen Welt für unaufhaltsam.

Frankfurt (dts Nachrichtenagentur) - "Die Veränderungen werden kommen, auch weil der Freiheitsdrang einer gut informierten, aufgeklärten Jugend weiter wachsen wird", sagte der 1936 geborene Schabestari der "Frankfurter Rundschau" (Montagausgabe). Wenn die Religion sich in Lehre und Praxis nicht auf der Höhe der Zeit befinde, werde das für die Religion selbst gefährlich, "für die Gläubigen wie auch für die religiösen Führer". "Sie müssen ihre Wege ändern."

Eine vernünftige Politik, so Schabestari, sei gut für die Religion. "Und eine modern ausgelegte Religion ist auch gut für die Politik." Schabestari kritisierte das Konzept von "Lehrstühlen für islamische Theologie" an deutschen Universitäten.

"Das ist offenkundig von einem christlichen Verständnis von Theologie her gedacht, das es im Islam so nicht gibt." Darum zweifle er daran, dass die Lehrpläne für die Ausbildung künftiger islamischer Religionslehrer "von Leuten erstellt werden, die sich umfassend und auf hohem Niveau in islamischer Wissenschaft und Kultur auskennen." Wer in Deutschland von islamischer Theologie spreche, unterstelle, "dass es sich um das gleiche Fach handelt wie christliche Theologie, nur eben mit anderem religiösen Vorzeichen".

Das sei aber falsch, historisch wie inhaltlich. Die Einführung islamischen Religionsunterrichts begrüßte der schiitische Gelehrte ausdrücklich. Koranschulen in Deutschland könnten die religiöse Unterweisung nicht adäquat leisten.

"Ihnen fehlen fachliches Niveau, religionspädagogische Kompetenz und oft genug auch das Grundverständnis für das Leben in einer säkularen Gesellschaft. Religionsunterricht basiert wesentlich auf den Erkenntnissen der theologischen Wissenschaft, und zwar einer Wissenschaft auf der Höhe der Zeit. Die Gewähr dafür kann nur staatlich organisierter Religionsunterricht bieten."

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 27.06.2011

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