Ischinger: Westen muss in Syrien mehr Härte zeigen

Im Umgang mit dem syrischen Präsidenten Baschar al-Assad muss der Westen nach Ansicht des Vorsitzenden der Münchner Sicherheitskonferenz, Wolfgang Ischinger, mehr Härte zeigen.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Der ehemalige Staatssekretär des Auswärtigen Amtes schreibt in einem Beitrag für das Nachrichtenmagazin "Focus": Der "Flächenbrand", vor dem europäische Politiker warnten, sei "nach zwei Jahren westlichen Zauderns Realität geworden". Es habe inzwischen fast 100.000 Tote gegeben, es gebe direkt an der Nato-Außengrenze "ein zerfallendes Land mit Chemiewaffen im Herzen der instabilsten Region der Welt, einen regionalen Stellvertreterkrieg, Hisbollah im Kampfeinsatz, einen neuen Tummelplatz für Dschihadisten aus aller Welt". Im Hinblick auf die geplante Friedenskonferenz in Genf schreibt Ischinger, dem Westen blieben jetzt "nur noch schlechte und sehr schlechte Optionen - ähnlich wie vor knapp 20 Jahren auf dem Balkan. Erst Nato-Bomben überzeugten Milosevic, dass er am Verhandlungstisch ernst machen musste. Einsatz oder Androhung militärischer Macht und die Suche nach politischen Lösungen gehören manchmal untrennbar zusammen. Eine Lehre für Syrien?" Derzeit aber sehe die Lage aus Sicht des syrischen Regimes gar nicht schlecht aus: Die Rebellen seien gebremst und in manchen Gebieten zurückgedrängt worden, die militärische Unterstützung durch den Iran, Russland und die Hisbollah laufe "immer intensiver und unverfrorener".

Und der Westen zaudere. "Wenn Sie Assad wären - würden Sie unter diesen Umständen ernsthaft verhandeln", schreibt Ischinger.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 02.06.2013

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