Israelischer Militärexperte: Angriff auf Iran wäre "schrecklicher Fehler"

Ein Angriff auf den Iran seitens Israels oder der USA wäre nach Ansicht des israelischen Militärexperten Martin van Creveld "ein schrecklicher Fehler".

Jerusalem (dts Nachrichtenagentur) - Wie die Fehlschläge der Amerikaner in Afghanistan und im Irak gezeigt hätten, würden Kriege leicht begonnen, aber oft schwer wieder beendet, schrieb van Creveld in einem Gastbeitrag für das Nachrichtenmagazin "Focus". Misslinge der Überraschungsangriff und seien die verschiedenen nuklearen Baustellen gut geschützt, blieben einige mit großer Wahrscheinlichkeit übrig, so der Militärhistoriker. Statt die Mullahs zu zwingen, ihre Bemühungen einzustellen, würde ein Angriff sie wohl erst recht zu einem Crash-Kurs treiben.

Nach van Crevelds Ansicht hat das iranische Atomprogramm zudem weniger mit Israel zu tun als vielmehr mit der Angst des obersten iranischen Führers, Ajatollah Ali Chamenei, sowie von Präsident Mahmud Ahmadinedschad, sie könnten das Schicksal des libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi teilen. Dennoch lasse sich keineswegs behaupten, dass der Iran seine Bombe so schnell wie möglich bauen werde. Es könne sein, dass die Iraner die Wahrheit sagten, wenn sie mitteilten, dass sie ohne Not keine Atomwaffen bauen, sondern wie viele andere Länder nur ihr Nuklearprogramm weiterentwickeln wollten.

Zudem könnte ein Angriff Israels oder der USA die Ausbreitung von Atomprogrammen eher beschleunigen als unterbinden, so van Creveld weiter. Denn andere nicht-westliche Staaten beobachteten die Ereignisse um den Iran genau, "mit dem Ziel, sicherzustellen, dass ihnen selbst so etwas niemals passiert". Van Creveld lehrt an der Hebrew University Jerusalem.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 14.04.2012

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