Israels Vize-Premier Schalom: Verbot der Beschneidung heißt "Juden raus"

Der israelische Vize-Premierminister Silvan Schalom hat Versuche, in Deutschland die religiöse Beschneidung von Jungen zu unterbinden, als Skandal bezeichnet: "Sie ist ein zentraler Teil unserer Jahrtausende alten Tradition. Sie zu unterbinden, bedeutet `Juden raus`", sagte Schalom in einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin "Focus". Juden könnten nicht ohne diese für ihre Identität elementare Praxis leben. Ein Gesundheitsrisiko gebe es nicht.

Eine neue US-Studie beweise im Gegenteil die gesundheitlichen Vorteile dieser Operation für Babys, betonte der frühere Außenminister Israels. Der Likud-Politiker übte zudem Kritik an der damaligen Bundesregierung, die nach dem Olympia-Attentat 1972 auf israelische Sportler offenbar Verbindungen zu den Hintermännern des Anschlags gehalten hatte. "Offenbar war die deutsche Regierung damals mehr daran interessiert, die Spiele fortzusetzen als unsere Sportler zu retten."

Schalom will am 5. September an Gedenkfeierlichkeiten in Fürstenfeldbruck in der Nähe von München teilnehmen. Der Vize-Regierungschef Israels bedauerte überdies, dass bei der Eröffnung der Olympischen Spiele in London keine Schweigeminute zum Andenken an die Attentatsopfer eingelegt worden sei. "Ich glaube, wenn die Opfer Briten, Amerikaner oder Deutsche gewesen wären, hätte das Internationale Olympische Komitee der Bitte der Hinterbliebenen entsprochen."

Immer wenn es um Israelis gehe, gebe es eine Verweigerungshaltung. Auch bei den Spielen in Peking vor vier Jahren habe er um eine Schweigeminute gebeten, aber die Organisatoren hätten sich ebenfalls geweigert. Im Gespräch mit dem Nachrichtenmagazin wurde klar, dass sich die israelische Führung offenbar in Bezug auf einen präventiven Militärschlag gegen iranische Atomanlagen nicht einig ist.

Anders als Regierungschef Benjamin Netanjahu will Schalom zunächst weiter an Sanktionen festhalten. Zwar seien sich Amerikaner und Israelis darin einig, dass die Entwicklung einer Bombe durch den Iran mit allen Mitteln verhindert werden müsse. "Ich persönlich glaube allerdings an Sanktionen, wenn sie ernsthaft sind und noch härter als vor kurzem beschlossen." Sanktionen seien in der Vergangenheit durchaus wirkungsvoll gewesen, betonte Schalom. So hätten sie zum Sturz des südafrikanischen Apartheid-Regimes geführt, das Nuklearprojekt Gaddafis gestoppt und Nordkorea in die Enge getrieben. Selbst im Iran zeigten sie Wirkung. Die Währung habe über die Hälfte ihres Wertes verloren, Grundnahrungsmittel würden knapp. Irans Regierung müsse merken, dass sie ihre Macht nur behalten könne, wenn sie die Nuklearpläne aufgebe.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 01.09.2012

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