JU-Chef Mißfelder übt heftige Kritik an CDU-Führung

Der Richtungsstreit in der CDU wird immer heftiger.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Nachdem am Wochenende ein Papier aus dem hessischen Landesverband mit heftiger Kritik an der Parteiführung bekannt wurde, legt jetzt der Vorsitzende der Jungen Union nach. Philipp Mißfelder, Bundestagsabgeordneter und als Präsidiumsmitglied zum engsten Führungskreis der Partei zählend, übt im Interview mit der Tageszeitung "Die Welt" (Montagsausgabe) beißende Kritik an der Parteiführung: "Es heißt, wir verlieren in den großen Städten. Richtig ist: Wir verlieren überall, in der Stadt und auf dem Land. Wir verschrecken immer mehr Wähler, die nicht verstehen können, warum wir uns in einen Überbietungswettbewerb mit den Grünen begeben, den wir nicht gewinnen können.", sagt Mißfelder. Eine CDU, "die sich an den Grünen orientiert", unterschätzte den grundsätzlichen Freiheitswillen des Bürgertums, sagt Mißfelder. Auch in den Großstädten dürfte die CDU nicht, wie von der Parteiführung angedacht, auf Themen wie Klimawandel oder Integration setzten: "Sicherheit, Ordnung und Sauberkeit sind die Themen, die auch die Bürger in den Städten mehr bewegen, als wir manchmal denken."

Die nächste Landtagswahl hat Mißfelder bereits abgeschrieben: "Das Rennen in Berlin ist offen - leider nur zwischen Klaus Wowereit und Renate Künast. An dieser Lage ist die CDU allerdings nicht unschuldig. In Hamburg sind wir eine schwarz-grüne Koalition eingegangen und Zweiter geworden. In Bremen haben wir über Grün-Schwarz geredet und sind nur noch Dritter geworden. Die CDU sollte endlich einsehen: Unsere Wähler reagieren extrem verunsichert auf Bündnisse mit den Grünen. Deshalb darf unsere Strategie jetzt nicht heißen: Weiter so! Wir brauchen einen Strategiewechsel mit dem Ziel: Angriff auf die Grünen."

Scharf attackiert Mißfelder den CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe, der vorgeschlagen hatte, die CDU-Listen künftig für interessante Köpfe aus der Kunstszene zu öffnen. Mißfelder: "Bürger, die sich in Vereinen engagieren, sind geboren Kandidaten für öffentliche Ämter. Aber Künstler? Vielleicht sollten wir es einmal mit einem Clown versuchen ..." Außerdem fordert der JU-Chef die Parteiführung auf, künftig pfleglicher mit der FDP umzugehen: "Die Liberalen arbeiten gerade an einem Neustart. Wir sollten sie als CDU darin stärker als bisher unterstützten und müssen der FDP auch in der Bundesregierung mehr Punkte zur Profilierung lassen. Ich empfehle gemeinsam im Koalitionsvertrag vereinbarte Projekte zum Erfolg zu führen: etwa die Regionalisierung der Erbschaftssteuer."

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 05.06.2011

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