Joachim Gauck beklagt "Konsumentenhaltung" der Bürger gegenüber Politik

Der frühere Präsidentschaftskandidat Joachim Gauck sieht die Bundesbürger im Superwahljahr 2011 in der Pflicht, sich gründlicher über politische Vorgänge und Entscheidungen zu informieren.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - "Es gibt in der Demokratie nicht nur eine Bringschuld der Politik, sondern auch eine Holschuld der Bürger. Wenn Wähler in einer Konsumentenhaltung verharren, anstatt sich für die objektiven Probleme der Allgemeinheit zu interessieren und sich mit den Vorschlägen und Maßnahmen der Politik wirklich auseinanderzusetzen, gerät die Demokratie auf Dauer in Gefahr", sagte Gauck dem "Tagesspiegel" (Freitagsausgabe). Er wünsche sich für das Jahr 2011, dass sich die Bürger weniger mit Oberflächlichkeiten von Politikern beschäftigen, sondern mehr mit der Substanz der politischen Entscheidungen.

"Nicht die Kleidung der Ehefrau des Verteidigungsministers ist wichtig, sondern die Lage der Sozialsysteme oder die Notwendigkeit Rente mit 67." Umgekehrt müssten Regierung und Opposition ihre Politik umfassender und verständlicher erklären, sagte Gauck. "Politiker haben die Pflicht ihre Positionen in aller Klarheit zu vertreten."

Nur wer seine Entscheidungen ausführlich begründe, könne Ängste vor unpopulären, aber notwendigen Maßnahmen abbauen. Die Fachsprache und Expertenterminologie vieler politischer Tagesdebatten wirke auf die Wähler abschreckend: "Politiker müssen eine Sprache finden, die auch von den einfachen Menschen verstanden wird."

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 30.12.2010

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