Käßmann wirft Berlin Überheblichkeit und Machbarkeitswahn vor

Die protestantische Theologin Margot Käßmann hat der schwarz-gelben Bundesregierung Überheblichkeit und Machbarkeitswahn vorgeworfen.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Die Verlängerung der AKW-Laufzeiten sei "der Irrglaube des Menschen gewesen, er könne alles beherrschen", sagte Käßmann der "Frankfurter Rundschau". "Wer die alte biblische Geschichte vom Turmbau zu Babel kennt, den wird diese Hybris nicht überraschen." Für sie selbst sei die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl 1986 "der klare Imperativ zum Ausstieg" aus der Atomkraft gewesen.

Vehement verteidigte die frühere hannoversche Bischöfin und EKD-Ratsvorsitzende die gesetzliche Karfreitagsruhe. Es sei wichtig, "die Stille dieses Tages nicht schon wieder mit den Lachsalven einer karnevalisierten Gesellschaft zu füllen". Kein Mensch nehme Schaden, wenn er Karfreitag nicht tanzen gehen kann.

"Und auch Clubs oder Diskotheken sollten es schaffen, einmal im Jahr zu schließen - um der Gemeinschaft willen." Gegen Tanzveranstaltungen an Ostern dagegen hat Käßmann nichts einzuwenden. Ostern sei "der Tag der Freude schlechthin".

In Frankfurt am Main droht der Magistrat Veranstaltern von Tanzveranstaltungen auch an Ostern mit empfindlichen Strafen. Grundlage ist eine Regelung der Feiertagsruhe aus den 1950er Jahren. Weiter bekundete die 52-Jährige ihr Unverständnis darüber, dass sie mehr als ein Jahr nach dem Rücktritt von ihren kirchlichen Leitungsämtern immer noch ständig mit ihrer vorausgegangenen "Alkoholfahrt" in Verbindung gebracht werde.

"Das ist eine ziemliche Festlegung auf vier Minuten in meinem Leben." Sie habe "ein Gefühl von Überdruss: Nu isses doch mal gut", sagte Käßmann, die inzwischen als Gastprofessorin an der Universität Bochum tätig ist.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 23.04.2011

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