Künstler Lüpertz findet Solidaritätsadressen deutscher Kulturschaffender für Ai Weiwei befremdlich

Der Künstler Markus Lüpertz findet die öffentlichen Solidaritätsadressen vieler deutscher Kulturschaffender für den inhaftierten chinesischen Künstler Ai Weiwei befremdlich.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - In einem Interview des Nachrichtenmagazins "Focus" sagte der Maler und Bildhauer: "Die Herren, die China heute lauthals kritisieren, waren vor 20 Jahren ganz pro Mao. Ich erinnere mich noch, wie sie den Chinesen in den Hintern krochen." Das heutige China erschrecke ihn, sagte Lüpertz.

"Mit der kommunistischen Gesinnung hatte ich nie etwas zu tun, auch nicht mit dem romantischen Kommunismus der Deutschen." Der Künstler, der im Jahr 2007 seine Werke in China gezeigt hatte, würde heute nicht mehr dort ausstellen: "Wenn die Situation damals dieselbe gewesen wäre, hätte ich die Ausstellung abgesagt." Dem ehemaligen Rektor der Staatlichen Kunstakademie in Düsseldorf missfällt der Plan der Bundesregierung, vorzeitig aus der Atomenergie auszusteigen.

Der 70-Jährige kritisierte eine Politik, die nur darauf ausgerichtet sei, Forderungen der Wählermasse möglichst schnell zu befriedigen, ohne an die Folgen zu denken. "Die Politiker machen alles, wonach die Leute auf der Straße krakeelen", so Lüpertz gegenüber "Focus". "Davor fürchte ich mich in Deutschland. Wir haben schließlich eine Vergangenheit." Trotz seiner Abneigung gegen die schwarz-gelbe Tagespolitik würde Lüpertz, der mit Altkanzler Gerhard Schröder befreundet ist, einen Porträt-Auftrag von Angela Merkel annehmen. "Ich male keine Ideologie, sondern Menschen. Solange Frau Merkel keinen Schnurrbart trägt und sich die Haare nicht rechts über die Seite kämmt, ist sie eine demokratische Vertreterin unseres Staates."

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 01.05.2011

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