Katholischer Bischof: Papst hat Luther rehabilitiert

Die katholische Kirche in Deutschland wertet die Äußerungen des Papstes bei seinem Deutschlandbesuch als "Rehabilitation" des protestantischen Reformators Martin Luther.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - In einem Interview mit der "Zeit"-Beilage "Christ & Welt" erklärte der katholische Ökumene-Bischof Gerhard Ludwig Müller: "Es ist sicher eine Rehabilitation, wenn der Papst als Oberhaupt der katholischen Kirche die theologische, christozentrische Dimension der Theologie Luthers würdigt." Zur Neubewertung hat nach Angaben Müllers die langjährige Lutherforschung der katholischen Kirche beigetragen. Sie habe die Reformation in Deutschland neu bewertet.

"Luther wollte die Einheit der Kirche und eine Erneuerung der Kirche in Jesus Christus", erklärte Müller. "Er wollte keine Kirche, die sich nach ihm benennt, und er wollte schon gar nicht, (...) dass sich seine Bewegung in unterschiedliche kirchliche Gemeinschaften aufgesplittert hat." Müller ist Bischof von Regensburg und Beauftragter seiner Kirche für Fragen der Ökumene.

Der Bischof appellierte an die Protestanten, sich angesichts der bevorstehenden Reformationsfeiern 2017 von "antiquierten Klischees" zu verabschieden. "Identitätsbildung auf Kosten der anderen sollten wir uns verbieten", riet Müller. Es wäre ein riesiger Rückschritt, wenn die einen sagten, Luther habe die Kirche gespalten und die anderen, Luther sei der große Held, der das Evangelium wieder ans Licht gebracht habe.

Müller, der auch Honorarprofessor für Dogmatik ist, zeigte sich offen für Gedankenanstöße des Reformators. "Wir betreiben viele Krankenhäuser, Schulen und geraten in Gefahr, das Zentrale zu vergessen", erklärte er. Luther habe zuallererst auf Christus als das Zentrum hingewiesen.

"Davon können wir heute lernen, bei dem Vielerlei, das wir als Kirche tun, gemeinsam zur Mitte zu kommen."

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 28.09.2011

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