Knapp die Hälfte des deutschen Kohlekraftwerksparks ist veraltet

Nahezu die Hälfte des deutschen Kohlekraftwerksparks ist veraltet und dadurch besonders umweltschädlich.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Laut einer für die "Frankfurter Rundschau" (Freitagausgabe) erstellten Liste des Öko-Instituts sind 76 fossile Kraftwerksblöcke in Betrieb, deren Technik seit Jahrzehnten veraltet ist und die weit höhere Mengen Kohlendioxid produzieren als moderne Anlagen. Die Kraftwerke auf der Liste wandeln weniger als 39 Prozent der in den fossilen Rohstoffen enthaltenen Energie in elektrischen Strom um. Bei modernen Anlagen liegt der Wirkungsgrad üblicherweise bei rund 45 Prozent.

Der Großteil der alten Anlagen ist in den 1960er und 1970er Jahren entstanden und im Besitz der vier großen Energiekonzerne Eon, RWE, Vattenfall und EnBW. Mehr als die Hälfte der Anlagen wird mit Braunkohle befeuert, 30 Anlagen verwenden Steinkohle, weitere fünf Gas oder Öl. Die vom Öko-Institut erfassten Anlagen verfügen über eine Erzeugungskapazität von knapp 21 Gigawatt. Insgesamt haben die deutschen Kohlekraftwerke eine Kapazität von rund 50 Gigawatt.

Damit ist ein großer Teil der Kohlekraftwerke, die annähernd die Hälfte des deutschen Stroms liefern, veraltet und verschwendet wertvolle und teure Ressourcen. Claudia Kemfert, Energieexpertin des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), sagte: "Wir müssen weg von den alten Kohlekraftwerken, und zwar so schnell wie möglich." Sie schadeten massiv der deutschen Klimabilanz und hemmten Investitionen in neue Kraftwerke.

"Alte und ineffiziente Kraftwerke mit weniger als 39 Prozent Wirkungsgrad sollten in den nächsten Jahren sukzessive aus dem Markt genommen und durch moderne, flexible Anlagen ersetzt werden", sagte Hans-Joachim Reck, Hauptgeschäftsführer des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU). Mit der Stilllegung dieser Anlagen werde das Klima geschont. "Und zugleich wird der Wettbewerb belebt, da diese alten Kraftwerke fast ausschließlich den großen vier Energiekonzernen gehören."

VKU-Chef Reck erwartet, dass die alten Kohlekraftwerke hauptsächlich durch moderne Gasturbinen ersetzt werden. Gaskraftwerke seien flexibel und könnten die zunehmende und fluktuierende Erzeugung durch erneuerbare Energien besser ausgleichen. Diese Ansicht teilt auch Claudia Kemfert. Die ideale Brückentechnologie sei nicht die Kohlekraft, sondern hocheffiziente Gaskraftwerke, erklärte die DIW-Expertin.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 29.10.2010

Zur Startseite