Koalitionspolitiker kritisieren Ex-EZB-Chefvolkswirt Stark scharf

Die Einschätzung des ehemaligen Chefvolkswirts der Europäischen Zentralbank (EZB), Jürgen Stark, wonach sich die Euro-Schuldenkrise wegen Frankreich erneut zuspitzen könnte, stößt in der schwarz-gelben Koalition auf scharfe Kritik.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - "Spekulationen à la Stark verunsichern Investoren und Finanzmärkte, helfen nicht weiter, sondern können im Gegenteil die Lage verschärfen", sagte die Vorsitzende des Bundestags-Finanzausschusses, Birgit Reinemund (FDP), "Handelsblatt-Online". Ähnlich äußerte sich der Chefhaushälter der Unions-Bundestagsfraktion, Norbert Barthle. "Frankreichs Entwicklung ist besorgniserregend und zeigt die Folgen sozialistischer Politik. Das Spekulieren über Zuspitzungen in der Euro-Krise bringt uns in der Sache aber überhaupt nicht weiter", sagte der CDU-Politiker "Handelsblatt-Online". Stark hatte im Interview mit dem "Handelsblatt" (Freitagausgabe) gesagt: "Ich glaube, die Krise wird sich im Spätherbst zuspitzen. Wir werden in eine neue Phase der Krisenbewältigung eintreten."

Nach der Bundestagswahl Ende September werde Frankreich den Druck auf die Europäische Zentralbank (EZB) und Deutschland erhöhen. Das Staatsanleihekaufprogramm OMT solle eigentlich in Spanien und Italien zum Einsatz kommen. "Aber der Druck wird enorm werden, das Instrument auch in Frankreich einzusetzen. Und zwar ohne, dass sich das Land unter den Rettungsschirm begeben muss", sagte Stark. Reinemund sagte dazu, bis heute sei es bei der reinen Ankündigung des EZB-Chef Mario Draghi zum OMT-Programm geblieben und dennoch seien dadurch die Märkte beruhigt worden. "Laut Draghi steht dieses EZB-Programm nur für Länder unter dem Rettungsschirm zur Verfügung", unterstrich die FDP-Politikerin.

"Ich habe keinerlei Veranlassung, an dessen Worten zu zweifeln." Barthle sagte, die Euroländer hätten die Instrumente zur Stabilisierung der Euro-Zone selbst in der Hand: Nachhaltige Haushaltskonsolidierung und tiefgreifende Strukturreformen für Wachstum und Beschäftigung. Mit Blick auf Frankreich fügte der CDU-Politiker hinzu: "Nachdem Präsident Hollande im Mai die Reformempfehlungen der EU-Kommission brüsk abgelehnt hat, sollte er sie sich vielleicht in Ruhe noch einmal ansehen. Europa kann sich ein schwächelndes Frankreich nicht erlauben."

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 26.07.2013

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