Kostenloser Bluttest für Schwangere trifft auf Widerstand

Die Pläne der gesetzlichen Krankenkassen, Schwangeren einen kostenlosen Bluttest zur frühen Erkennung von Behinderungen bei Ungeborenen anzubieten, stoßen auf massiven Widerstand im Bundestag: "Wir brauchen dringend eine breite gesellschaftliche Debatte über die Methode. Der Bluttest befördert eine Art Selektion, bei der nicht geborene Kinder mit Behinderung aussortiert werden", sagte der CDU-Abgeordnete und frühere Behindertenbeauftragte Hubert Hüppe im Gespräch mit der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" (Mittwochausgabe). Bundestagsvizepräsidentin Ulla Schmidt (SPD) betonte gegenüber dem Blatt: "Dieser Test vermittelt den Eindruck, ein perfektes Kind sei möglich - das ist gefährlich und muss vermieden werden, um die Akzeptanz von Menschen in all ihrer Unterschiedlichkeit zu ermöglichen." Schmidt sagte, sie sei "mit aller Kraft" dagegen, den Test als Reihenuntersuchung zu nutzen.

Er müsse an eine Indikation geknüpft und auf "Risikofälle" begrenzt werden. Unterdessen haben sich 158 Parlamentarier aus allen vier Fraktionen des Bundestags kritisch gegenüber den Kassenplänen geäußert, die derzeit im Gemeinsamen Bundesausschuss diskutiert werden. In einer Anfrage an die Bundesregierung, die auch von Bundessozialministerin Andrea Nahles (SPD) unterschrieben ist, warnten sie, es könne bei Babys, die nach dem Testergebnis mit Down-Syndrom auf die Welt kommen würden, "zunehmend zu Schwangerschaftsabbrüchen kommen".

Außerdem könnten "Eltern, die sich wissentlich für ein behindertes Kind entscheiden, künftig immer mehr in Erklärungsnöte geraten". Die Abgeordneten weisen auf Erfahrungen in Dänemark hin: Dort wird der Test seit 2005 allen Schwangeren angeboten. 84 Prozent ließen ihn durchführen.

Die Zahl der in Dänemark mit Down-Syndrom geborenen Kinder habe sich seitdem halbiert. Auch Hüppe sagte: "Das wird ein Massenprodukt. Das ist wie Ultraschall. Sie geben zwei Tropfen Blut ab und kaum ein Kind mit Down-Syndrom wird mehr geboren." Der Bluttest, der die risikobelastete Fruchtwasseruntersuchung ablösen soll, erfolgt zu einem frühen Zeitpunkt der Schwangerschaft. Er wird heute schon Privatpatienten und in einzelnen Fällen auch von gesetzlichen Kassen angeboten und kostet zwischen 485 und 825 Euro.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 01.04.2015

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