Kretschmann kritisiert Unnachgiebigkeit des Papstes

Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hat zum Abschluss des Papstbesuchs die Unnachgiebigkeit von Benedikt XVI. in der kirchlichen Reformdebatte kritisiert.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Kretschmann, der als gläubiger Katholik selbst dem Zentralkomitee der Deutschen Katholiken (ZDK) angehört und Benedikt in Freiburg begrüßt hatte, sagte der Tageszeitung "Die Welt": "Innerkirchliche Kritik wird zu schnell als illoyal und ungehorsam hingestellt, statt zu sehen, dass sie aus Sorge erfolgt." Die Kirche könne ja entscheiden, "keine Frauen in Weih- und Leitungsämtern zuzulassen. Aber dann soll sie es bitte begründen und sich auf den Streit darüber einlassen, statt einfach zu sagen, so war es und so bleibt es."

Kretschmann kritisierte auch, dass es beim Papstbesuch nicht "stärkere Signale" zur Ökumene mit der evangelischen Kirche gegeben habe: "In Baden-Württemberg ist die Hälfte aller Ehen konfessionsverschieden. Es geht um ganz praktische, seelsorgerische Fragen." Zudem attackierte Kretschmann einige seiner grünen Parteikollegen, welche die Papst-Rede im Bundestag boykottiert hatten: "Man kann ihn kritisieren, aber man sollte dabei zuhören."

Ausdrücklich lobte der grüne Regierungschef die persönliche Begegnung mit dem Papst. "Der Papst ist ein hoch konzentrierter Zuhörer. Wir Schwaben würden sagen, ein ganz Gscheiter. Er hat sich für das Verhältnis von Wirtschaft und Ökologie interessiert. Die Integration der Muslime war ein Thema. Unseren neuen Tübinger Lehrstuhl, wo Imame und islamische Religionslehrer ausgebildet werden, hat er sehr positiv gewürdigt, weil auch die Hoffnung besteht, dass sich eine Art europäischer Islam entwickeln kann. Und er fragte nach Stuttgart 21, wollte wissen, wie die Sache steht und wie sie ausgehen könnte."

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 26.09.2011

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