Kritik am Krisenmanagement Guttenbergs wird zunehmend schärfer

Im Zusammenhang mit den Vorfällen auf dem Marine-Schulschiff "Gorch Fock" wird die Kritik am Krisenmanagement von Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg zunehmend schärfer.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Die Art und Weise der Ablösung des "Gorch-Fock"-Kommandanten, Kapitän zur See Norbert Schatz, sei unwürdig und lasse beim Verteidigungsminister selbst alle Führungsqualitäten vermissen, sagte der SPD-Verteidigungspolitiker Rainer Arnold "Welt Online". Auch das im Vorstand des Bundeswehrverbandes für die Marine zuständige Mitglied, Kapitänleutnant Uwe Sonntag, bedauerte die Umstände der Ablösung des "Gorch-Fock"-Kapitäns. Norbert Schatz war in der vergangenen Woche kurzerhand per Telefon von seinen Aufgaben auf der "Gorch Fock" entbunden worden.

"Mittags wehrt sich der Verteidigungsminister noch gegen Vorverurteilungen, und abends, wenn sich die Presseberichte zuspitzen, suspendiert er den Kapitän der Gorch Fock. Das geht nicht", sagte Arnold. "Verteidigungsminister Guttenberg hat in diesem Fall seine Fürsorgepflicht verletzt. Bevor man jemanden verurteilt, ist er immer erst zu hören." Außerdem habe Guttenberg wohl auch nicht "genau hin geschaut, wo die Verantwortung wirklich liegt auf dem Schiff", sagte Arnold und spielte damit auf die Hierarchie auf dem Schulschiff an. Dort ist der erste Offizier der Disziplinarvorgesetzte der Kadetten.

Er ist für die Ausbildung der Kadetten verantwortlich. Mit Bedauern reagierte der Bundeswehrverband auf die gegen Schatz ausgesprochene Suspendierung. "Es ist schade, dass weder der Verteidigungsminister noch die Marineführung Kapitän Schatz zuvor angehört haben", sagte Kapitänleutnant Uwe Sonntag.

Arnold hatte das Verteidigungsministerium bereits am 1. Dezember im Verteidigungsausschuss des Bundestages auf Besorgnis erregende Berichte über die Zustände auf der "Gorch Fock" aufmerksam gemacht. Der anwesende Inspekteur der Marine sei darauf aber nicht weiter eingegangen, berichten Teilnehmer der Sitzung. Noch am vergangenen Freitag soll er vor dem Verteidigungsausschuss versucht haben, die Offiziere der "Gorch Fock" als "Querulanten" darzustellen. "Da fängt man doch selbst mal an zu recherchieren, befragt die jungen Leute vielleicht auch mal selbst. Nichts davon ist geschehen", so Arnold. Es stelle sich die Frage, warum weder Kommandant noch Schiffsführung zum Tod einer Kadettin Anfang November befragt worden seien. Dies hätte schon längst stattfinden können und wohl auch müssen.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 24.01.2011

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