Kritik an grünem Landtagskandidaten wegen Beschneidungsgedicht

Drei Wochen vor der Landtagswahl in Niedersachsen geraten die Grünen wegen Äußerungen eines ihrer Landtagskandidaten zur Beschneidung von Jungen in die Kritik.

Hannover (dts Nachrichtenagentur) - Der Zentralrat der Juden in Deutschland forderte die Partei auf, die Kandidatur des Software-Unternehmers Ulf Dunkel zurückzuziehen, der auf Listenplatz 34 steht und Direktkandidat der Grünen im Wahlkreis Cloppenburg ist. "Das Machwerk von Herrn Dunkel strotzt nur so vor hasserfülltem Hochmut gegenüber Juden und Muslimen", sagte der Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, Dieter Graumann, der "Süddeutschen Zeitung" (Montagausgabe). In einem im Internet verbreiteten Gedicht hatte Dunkel Juden und Muslime, die an der Beschneidung von Neugeborenen festhalten, als "Arschlöcher" und "blinde Fanatiker" bezeichnet.

Ein anderes Gedicht Dunkels beginnt mit den Worten: "Wetzt das Messer, singt ein Lied, ab die Vorhaut von dem Glied." Graumann forderte: "Die Grünen sollten ihren Kandidaten jetzt ganz schnell zurückziehen und scharf zurechtweisen. Mit seiner arroganten und aggressiven Intoleranz ist er so jedenfalls in keiner demokratischen Partei tragbar."

Auch die Grünen distanzierten sich von ihrem Kandidaten. "Es ist sicherlich legitim, in der Beschneidungsdebatte auch grundsätzliche Kritik zu formulieren", erklärten die niedersächsischen Landesvorsitzenden Anja Piel und Jan Haude auf Anfrage der "Süddeutschen Zeitung". "Aufgrund der hohen Sensibilität dieser Thematik" sei es aber wichtig, eine "klare Abgrenzung gegenüber antisemitischen und fremdenfeindlichen Einstellungen" zu wahren.

"Wir akzeptieren derartige Äußerungen in unseren Reihen nicht", versicherten sie. Dunkel sei aufgefordert worden, von seiner Landtagskandidatur Abstand zu nehmen. In enger Abstimmung mit dem Bundesvorstand würden weitere rechtliche Schritte geprüft.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 30.12.2012

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