Kubicki rechnet mit neuer FDP-Führung ab

Der Spitzenkandidat der FDP in Schleswig-Holstein, Wolfgang Kubicki, hat die Arbeit der neuen FDP-Bundesführung scharf kritisiert und dazu aufgerufen, die FDP "neu zu denken".

Kiel (dts Nachrichtenagentur) - In einem Interview mit "Bild am Sonntag" sagte Kubicki, der die Partei in der tiefsten Krise seit ihrem Bestehen sieht: "Der Prozess des Vertrauensverlustes ist tiefer als je zuvor. Ich habe in meinen 41 Jahren FDP-Mitgliedschaft und in 35 Jahren in Führungsgremien noch keine Phase erlebt, in der die FDP so lange in den Umfragen unter 5 Prozent gelegen ist." Kubicki ging auch mit dem neuen Leitbegriff der FDP-Führung unter Parteichef Philipp Rösler, Wachstum, scharf ins Gericht: "So wie die FDP den Begriff Wachstum derzeit propagiert, können die Leute damit wenig anfangen. Was soll das denn sein? Familienwachstum? Haarwachstum? Wir müssen diese abstrakten Begriffe mit nachvollziehbaren Inhalten füllen. Daran mangelt es." Kubicki beklagte generell eine "unterirdische" Kommunikation mit den Bürgern: "Es ist gelungen, die FDP als kaltherzig, neoliberal, nicht-mitfühlend darzustellen. Dazu haben wir aber auch einige Gelegenheiten geboten. Die Kommunikation mit unseren Wählern ist seit der Bundestagswahl 2009 unterirdisch." Konkret bemängelte Kubicki den Umgang mit der Finanztransaktionssteuer: "Es ist doch Unsinn zu behaupten, die Finanztransaktionssteuer sei in 27 EU-Staaten sinnvoll, allein in 17 Euro-Staaten aber nicht. Entweder taugt dieses Instrument – dann sollten wir es einführen – oder es taugt nicht. So gelten wir jetzt als Partei, die die Finanzmärkte schützen will." Kubicki will auf dem Bundesparteitag in zwei Wochenl ein neues Denken in der Partei durchsetzen: "Christian Lindner und ich werden auf dem Bundesparteitag mit Nachdruck dafür eintreten, dass man die FDP neu denken muss. Sonst verharren wir im Drei-Prozent-Keller. Neu denken bedeutet nicht, den Kurs zu ändern. Aber wir müssen den Menschen unser Programm so erklären, dass sie es verstehen können. Der FDP muss es um das Wohlergehen der Menschen in Deutschland gehen." Der schleswig-holsteinische Spitzenkandidat versprach, bei der Landtagswahl im Norden in vier Wochen die Trendwende für die Liberalen einzuläuten: "Die Wiederauferstehung der FDP beginnt mit der Landtagswahl in Schleswig-Holstein am 6. Mai und setzt sich dann eine Woche später in Nordrhein-Westfalen fort." Als Grund für seinen Optimismus nannte er die Beliebtheitswerte der Spitzenkandidaten: "Die beiden speziellen Charaktere Wolfgang Kubicki und NRW-Spitzenkandidat Christian Lindner haben bessere persönliche Werte als der Rest der Partei, und wir stehen schon jetzt in den Umfragen bei 4 Prozent, Tendenz steigend."

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 08.04.2012

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