Lehrerverband wehrt sich gegen Klischees

Der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes hat sich verbal gegen diverse Lehrer-Klischees zur Wehr gesetzt.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - "Ein Gymnasiallehrer, der Englisch und Deutsch unterrichtet, verbringt pro Schuljahr etwa 1.000 Stunden nur mit der Korrektur von Klassenarbeiten, ohne Unterricht und die Vorbereitung dafür - ar kommt umgerechnet auf eine Wochenarbeitszeit von 45 bis 48 Stunden", sagte Josef Kraus der "Bild am Sonntag". "Die Kultus- und Finanzminister der 16 Bundesländer sollten endlich mal eine Arbeitszeitstudie für Lehrer in Auftrag geben, die das belegt." Im Interview räumt der Oberstudiendirektor, der selbst ein Gymnasium leitet, ein, dass es gute und schlechte Lehrer gäbe.

Das Problem sei der gespaltene Arbeitsmarkt. Kraus: "Es gibt einen großen Überhang an Lehrern für Deutsch, Englisch und Geschichte und einen besorgniserregenden Mangel an Mathematikern und Naturwissenschaftlern. In vielen Bundesländern gibt es zu wenig Aufstiegschancen für junge Lehrer. Wer die Aussicht hat, 35 Jahre lang nicht befördert zu werden, überlegt sich sehr ernsthaft, ob er sein Glück nicht lieber in der freien Wirtschaft versucht." Kraus fordert eine Lehrer-Bedarfsanalyse, damit die Studenten schon zu Beginn ihres Studiums wüssten, mit welcher Fächer-Kombination sie gute Chancen auf eine Festanstellung haben. Kraus in "Bild am Sonntag": "Die Kultusminister müssen Leistungs-Anreize in Form von Prämien schaffen und die Gehälter für Referendare verbessern, damit sie nicht nach dem 2. Staatsexamen in die Wirtschaft abwandern. Wenn das nicht geschieht, gehen uns noch mehr gute Leute an den Schulen verloren." Die Mehrheit der Eltern, etwa zwei Drittel, sei sehr verantwortungsbewusst und kooperativ und akzeptiere die Entscheidungen der Lehrer. Ein Sechstel der Eltern kümmere sich überhaupt nicht um das, was in der Schule geschehe.

Der Lehrer-Präsident weiter: "Ein Sechstel wiederum fällt ins andere Extrem und klagt wegen einer als ungerecht empfundenen Note bis zur letzten Instanz. Helikopter-Eltern nenne ich diese Leute, die in ihr Kind alles Mögliche hineinprojizieren und den Lehrern vorwerfen, dessen Hochbegabung nicht zu erkennen."

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 21.09.2014

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