Lettland fürchtet Übergreifen der Ukraine-Krise auf Baltikum

Die lettische Regierung fürchtet eine Ausweitung der Ukraine-Krise auf die baltischen Staaten.

Riga (dts Nachrichtenagentur) - Das sagte der lettische Wirtschaftsminister Vjaceslavs Dombrovskis im Gespräch mit der "Welt". "Wenn die Krise in der Ukraine sich zu einem Bürgerkrieg entwickelt, wären alle Länder der Region betroffen, auch Lettland und die anderen baltischen Staaten. Wir hätten dann einen Bürgerkrieg direkt vor der Haustür", sagte Dombrovskis.

"Alles, was solch einen Konflikt verhindern kann, sollte in Erwägung gezogen werden, notfalls sogar Sanktionen." Dazu ist die lettische Regierung offenbar auch zu Opfern bereit, denn europäische Sanktionen gegen Russland würden die lettische Wirtschaft besonders hart treffen. Russland ist der größte Handelspartner Lettlands und 80 Prozent der Güter, die in Lettland umgeschlagen werden, gehen nach Russland.

Zudem kommt das gesamte in Lettland verbrauchte Erdgas aus Russland. "Alles in allem dürfte es in Europa kaum ein anderes Land geben, dass von Sanktionen gegen Russland härter getroffen wäre als Lettland", sagte Dombrovskis der "Welt". Trotzdem sei Lettland im Notfall zu Sanktionen bereit.

Dombrovskis sagte, die lettische Bevölkerung fühle sich durch die Entwicklung auf der Krim-Halbsinsel sehr bedroht. "Die Ereignisse auf der Krim rufen sehr schmerzhafte Erinnerungen an die Annektierung Lettlands in den 40er-Jahren wach. Vieles lief damals ähnlich ab, beispielsweise gab es auch ein Referendum", sagte Dombrovskis der "Welt".

"Die baltischen Staaten waren lange Teil der Sowjetunion und wir haben keinerlei Bedürfnis diese Erfahrung zu wiederholen." Die Sorgen würden noch verstärkt dadurch, dass sowohl in Lettland als auch in Estland große und kaum integrierte russische Minderheiten lebten.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 17.04.2014

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