Linke-Politiker Brie fordert von seiner Partei mehr Respekt für SPD und Grüne

Der frühere PDS-Vordenker und jetzige Wahlkampfmanager der Linken in Mecklenburg-Vorpommern, André Brie, hat seine Partei zu mehr Respekt gegenüber SPD und den Grünen aufgefordert.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - "Es gibt eine große Scheu in der Linken, sich mit Andersdenkenden einzulassen", sagt Brie der Tageszeitung "Die Welt". Das sei schon in der eigenen Partei schwierig. Die Linke müsse sich auch von der Haltung verabschieden, dass sich SPD und Grüne erst ändern müssten, um für eine Zusammenarbeit satisfaktionsfähig zu sein: "Wir sollten potenziellen Partnern wirkliche Achtung entgegenbringen."

Die Grundprobleme seiner Partei seien außerdem durch die doppelten Führungsstrukturen bei der Parteispitze, dem Amt des Bundesgeschäftsführers und des Beauftragten für den Parteiaufbau entstanden: "Das hat die tiefen kulturellen Unterschiede in der Partei zementiert." Eine Ablösung des Spitzenduos Klaus Ernst und Gesine Lötzsch durch Ex-Parteichef Oskar Lafontaine hält Brie nicht für sinnvoll. "Eine Rückkehr Lafontaines würde sofort für Beruhigung in der Partei sorgen, aber sie würde an den Grundproblemen nichts ändern", sagt hingegen André Brie.

Von der Idee einer Wieder-Abspaltung, wie sie in einigen Ost-Landesverbänden diskutiert wurde, hält Brie dennoch nichts. "Eine Nischen-Existenz widerspricht dem linken Selbstanspruch", sagt der 61-Jährige. "Die Linke definiert sich nicht regionalpolitisch, sondern gesellschaftspolitisch."

Die Partei müsse vielmehr lernen, mit ihrem heterogenen Charakter offen umzugehen. Über den Glückwunsch-Brief an Fidel Castro, der die jüngste Linke-Krise auslöste, sagt Brie: "Ich halte es für selbstverständlich, dass man Castro gratuliert." Schwierig sei, dass in dem Schreiben nichts problematisiert werde und es "in Politbüro-Sprache" verfasst sei.

Brie selbst hatte sich in seiner Zeit als Europaparlamentarier massive Kritik aus der Partei zugezogen, als er zusammen mit zwei anderen Linke-Abgeordneten 2006 einer Kuba-kritischen EU-Resolution zustimmte.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 28.08.2011

Zur Startseite