Linkspartei-Chef Ernst kritisiert "Unvernunft" in der eigenen Partei

Der Vorsitzende der Linkspartei, Klaus Ernst, hat scharfe Kritik an der politischen Kultur in seiner Partei geübt.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - "Mich ärgert die Unvernunft, die ich teilweise erlebe", sagte Ernst der "Süddeutschen Zeitung" (Dienstag-Ausgabe). Zu oft gerate der Zweck der Partei, "die Verbesserung der Lebensverhältnisse der Menschen", aus dem Blick. "Einige sind bereit, mit allem, was sie haben, dafür einzutreten, dass ein Punkt, der keinen Hund hinter dem Ofenrohr hervorlockt, ins Programm geschrieben wird. Dafür sind sie auch bereit, in der Öffentlichkeit übereinander herzufallen", beklagte Ernst. "Debatte ist gut, aber die Diffamierung der eigenen Leute muss aufhören", forderte er. In der Linkspartei wird kontrovers über ein neues Grundsatzprogramm diskutiert, das im kommenden Jahr beschlossen werden soll.

Kritik äußerte Ernst an seinen innerparteilichen Gegnern aus Ostdeutschland. "Die überwältigende Mehrheit der Mitglieder und Funktionäre im Osten findet die neue Linke gut. Aber wir haben einige Leute, die sich nicht damit abfinden können, dass es jetzt nicht mehr die alte PDS gibt. Diese Leute haben durch die Fusion an Einfluss verloren", sagte Ernst. Wegen stagnierender Umfragewerte war die Parteiführung aus Ernst und seiner Ko-Vorsitzenden Gesine Lötzsch zuletzt vor allen von Bundestagsabgeordneten aus Ostdeutschland kritisiert worden. Ernst verteidigte den anhaltenden Einfluss seines Vorgängers Oskar Lafontaine in der Partei.

"Wenn er in eine Talkshow geht, dann hat er eine hervorragende Wirkung. Wir wären bescheuert, würden wir das nicht nutzen. Wer Oskar in den Hintergrund drängt, will die Linke schwächen", warnte Ernst.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 28.12.2010

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