Müntefering hat sein Image bewusst kultiviert

Der ehemalige SPD-Vorsitzende Franz Müntefering hat eingeräumt, sein Image als sauerländischer Sonderling, als Alleiner oder kultiger Dreiwortsatz-Künstler bewusst befeuert zu haben.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - "Manches habe ich auch kultiviert", sagte Müntefering der Wochenzeitung "Die Zeit". "Als ich merkte, dass die Heimat-Kiste, Volksschule-Sauerland und so, gut funktionierte, habe ich das bewusst hochgezogen. Das machte mich erkennbar", so Müntefering weiter.

Er betonte aber, "nix am Reißbrett erfunden" zu haben, er habe lediglich herausgestellt, "was an Eigenem da war". Die Dreiwortsätze, die klare Kante, die kurze Rede - das alles komme auch daher, dass er 20 Jahre als Industriekaufmann gearbeitet habe. "Da wurde kurz gesprochen - und schnell entschieden", sagte Müntefering.

Seine Erfahrung sei: "Wer lange redet, weiß entweder selbst nicht genau, wovon er spricht. Oder er versucht, etwas zu verkleistern." Ein Ereignis aus dem Jahr 1967 habe seinen Blick auf die Politik geprägt, erzählte Müntefering.

Zu diesem Zeitpunkt war Willy Brandt zwei mal als Kanzlerkandidat gescheitert, hatte die Wahlen 1961 und 65 verloren. Fritz Erler, so Müntefering sei damals der kommende Mann in der SPD gewesen, der nächste Kanzlerkandidat. Als Erler im Februar 1967 überraschend starb, trat zwei Jahre später erneut Brandt an.

"Wäre Erler nicht gestorben, würden sich heute vielleicht keiner mehr an den großen Willy Brandt erinnern", sagte Müntefering. "Im Leben und in der Politik steckt viel Zufall. Wer das weiß, wird bescheiden."

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 13.08.2013

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