MAN verlangt Schadenersatz in Rekordhöhe für Korruptionsaffäre

Der Fahrzeug-Konzern MAN will nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung" (Montagsausgabe) nach seiner Korruptionsaffäre hart durchgreifen: Ein früherer Vorstandschef soll 237 Millionen Euro Schadenersatz zahlen.

München (dts Nachrichtenagentur) - MAN macht sämtliche Kosten geltend, die durch die Affäre entstanden seien. Eine entsprechende Forderung hat die für den Aufsichtsrat von MAN tätige Anwaltskanzlei Wilmer Hale bereits im vergangenen Jahr gestellt. Für weitere ehemalige Vorstandsmitglieder von MAN sowie den Tochtergesellschaften Turbo und Nutzfahrzeuge AG haben ähnliche Schreiben bekommen.

Bei ihnen verlangt der Konzern teils über 100, teils über 200 Millionen Euro. Es sind die mit Abstand höchsten Schadenersatzforderungen, seitdem Manager nach dem Schmiergeldskandal bei Siemens mehr den je in der Pflicht sind, undurchsichtige oder gar unsaubere Geschäfte zu verhindern. Der langjährige Siemens-Chef Heinrich von Pierer hatte lediglich fünf Millionen Euro gezahlt, ohne Eingeständnis einer Schuld.

Die Siemens AG hatte ihre Schäden durch den Skandal mit mehr als zwei Milliarden Euro beziffert. Einige Großbanken wie die BayernLB und die SachsenLB, die bei riskanten Geschäften im Ausland Milliarden verloren haben, verlangen von früheren Vorständen ebenfalls weit niedrigere Ausgleichszahlungen, als sie jetzt MAN geltend macht. Der vom österreichischen Industriellen Ferdinand Piëch geleitete MAN-Aufsichtsrat wirft dem Ex-Vorstand und dessen Kollegen vor, sie hätten nicht genau genug kontrolliert, was im Unternehmen geschehen sei.

Das habe die schließlich von der Münchner Staatsanwaltschaft aufgedeckten Schmiergeldzahlungen ermöglicht, mit denen MAN den Verkauf von Lastwagen, Bussen und Industrieanlagen im Ausland angekurbelt hatte. Dessen Anwalt weist die von MAN erhobenen Vorwürfe zurück: "Der Anspruch ist nicht begründet". MAN äußerte sich nicht dazu und verwies darauf, dass dies eine Angelegenheit des Aufsichtsrats sei.

In Konzernkreisen heißt es laut SZ, man müsse die Ex-Vorstände "maximal angreifen" und so viel Schadenersatz eintreiben wie nur möglich. "Es geht um Gerechtigkeit." Aufsichtsratschef Piëch agiere "sehr entschlossen und konsequent". Von Anwälten der Ex-Vorstände wird entgegnet, die Forderungen seien absurd und erschwerten Gespräche über einen vernünftigen Kompromiss.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 17.01.2011

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