MAN-Lkw-Chef Nielsen will bis 2020 zu Marktführer Daimler aufschließen

Der neue MAN-Truck-Chef Anders Nielsen will gemeinsam mit den Schwestermarken Scania und VW Nutzfahrzeuge Volkswagens Patriarch Ferdinand Piëch einen Wunsch erfüllen – und bis zum Jahr 2020 zu Marktführer Daimler aufschließen.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - "Wenn man alle LKW-Marken von Volkswagen betrachtet, dann sind wir sehr stark. Als Gruppe haben wir das Potenzial, Daimler als Nummer eins herauszufordern", sagte Nielsen dem "Handelsblatt" (Donnerstagausgabe) in seinem ersten Interview als Chef der MAN-Kernsparte Truck & Bus. Der Schwede, zuvor Produktionsvorstand bei Scania, ist seit September in München.

Probleme durch die neue Führungsstruktur bei der Konzernmutter Volkswagen sieht Nielsen nicht. "Da gibt es keinen Konflikt. Was gut für MAN ist, das ist gut für Volkswagen und umgekehrt. Im Aufsichtsrat von MAN Trucks & Bus, an den ich berichte, sitzen sowohl Georg Pachta-Reyhofen als auch Leif Östling." Pachta-Reyhofen führt weiter den MAN-Konzern, der bisherige Scania-Chef Östling koordiniert im Konzernvorstand von Volkswagen das Lastwagen-Geschäft. MAN und Scania sind beide VW-Töchter.

Die Verbindung zu Volkswagen bietet aus Nielsens Sicht "technologisch enorme Möglichkeiten". Natürlich seien die Komponenten in Lastwagen sehr viel größer als in Autos. "Aber wir können auf Entwicklungen zurückgreifen, die auch in Autos eingesetzt werden, denken Sie an Infotainmentsysteme, also Elektronik, Navigation, Fahrerassistenz. Die Eigenentwicklung würde mehrere hundert Millionen Euro kosten. Das sind Synergieeffekte, die wir nutzen werden", sagte der Manager. Die Marken agierten selbständig und seien für ihre Produkte verantwortlich, die Synergien würden aber gemeinsam in zentraler Koordination gehoben. "Am Ende muss jede Marke entscheiden, was für sie und ihre Kunden sinnvoll ist", so Nielsen. Trotz der Aufholjagd auf Daimler wird MAN weiter dem US-Markt fernbleiben, auf dem der Stuttgarter Rivale mit der Tochter Freightliner erfolgreich ist. Nielsen: "Der US-Markt ist sehr zyklisch mit Schwächeperioden, die unsere Wettbewerber – neben den guten Jahren - auch zu spüren bekommen haben. In den USA sind die Produkte und die Gesetzgebung andere, da ist es schwierig Synergien zu anderen Märkten herzustellen. Eine neue Marke dort einzuführen wäre ein extremer Kraftakt." Der neue MAN-Lkw-Chef will zudem – anders als Branchenkreise spekulieren – keinen US-Hersteller wie Navistar kaufen. "Übernahmen sind bei uns aktuell kein Thema. Wir wollen vor allem in den Märkten stärker werden, in denen wir die Kundenanforderungen an unsere Produkte heute erfüllen können", so Nielsen. Trotz der schwachen Nachfrage nach Nutzfahrzeugen bleibt Nielsen vor dem Start der Branchenmesse IAA kommende Woche in Hannover zuversichtlich. "Der Markt geht zurück und es herrscht viel Unsicherheit über den Ausgang der Eurokrise. Wir werden jedenfalls unsere Produktion an die Nachfrage anpassen. Aber es ist kein dramatischer Einbruch wie 2009 erkennbar, als über Nacht das Geschäft zusammenbrach", sagte er der Zeitung.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 13.09.2012

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