MDR-Intendant Reiter übernimmt politische Verantwortung für Vorfälle im Sender

MDR-Intendant Udo Reiter, der am Montag in den Ruhestand scheidet, übernimmt die "politische Verantwortung" für die Skandale in seinem Leipziger Sender, sieht aber keine "persönliche Schuld".

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Seine Nachfolgerin Karola Wille habe als stellvertretende Intendantin in der Vergangenheit "immer wieder warnend ihre Stimme erhoben, konnte sich damit aber nicht immer durchsetzen", sagte Reiter selbstkritisch dem Hamburger Nachrichten-Magazin "Der Spiegel". "Ich war der Chef und habe die Richtlinien vorgegeben." Sein Fehler sei wohl gewesen, dass er die "hemdsärmelige Aufbruchstimmung" der MDR-Gründerjahre "früher hätte beenden müssen".

Führende Mitarbeiter hätten ihn früh gewarnt, man müsse das Controlling des Senders verbessern, gab er gegenüber dem "Spiegel" zu. "Ich habe zu wenig darauf gehört – im Nachhinein betrachtet", so Reiter, der allerdings viele der vermeintlichen MDR-Affären für aufgebauscht und lange nicht so skandalträchtig hält, "dass man dafür ins Kloster gehen müsste". Nur ein Fall "quält" ihn: der Betrug beim Kinderkanal.

"Ja, das war ein Skandal, und es ärgert mich gewaltig, dass er diesen schönen kleinen und erfolgreichen Sender so beschmutzt hat." Seine Nachfolgerin Frau Wille sei nun "ihr eigener Chef. Und sie ist die Richtige für die Zukunft des MDR".

Es gebe "sicher auch im MDR Leute, die sich freuen, dass ihr Sender künftig von einer Frau aus Ostdeutschland geführt wird statt von einem hergelaufenen Wessi. Flapsig gesagt ist die Besatzungszeit mit dieser Stabübergabe endgültig vorbei". Und weiter: "Mit mir geht der letzte der alten ARD-Elefanten", so Reiter, der zuletzt noch Thomas Gottschalk für die ARD gewinnen konnte.

Zur Frage, ob Gottschalk mit seiner künftigen Vorabend-Show im Ersten Erfolg haben wird, sagte Reiter: "Wir müssen sehen, ob das deutsche Publikum auf so was anspringt. Und natürlich ist der Sendeplatz um 19.30 Uhr einer der schwierigsten überhaupt. Aber den bisherigen Marktanteil wird er verdoppeln, davon bin ich überzeugt. Es ist ein Experiment." Ein TV-Mann wie Dieter Bohlen hingegen käme für die ARD nie in Frage. "Derart skrupellose Formate" gebe es im Ersten nicht.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 30.10.2011

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