Magazin: Gaddafi verlangte offenbar von Kanzler Schmidt Auslieferung von Regime-Gegnern

Diktator Muammar al-Gaddafi hat von der Regierung Helmut Schmidt offenbar verlangt, in der Bundesrepublik lebende Gaddafi-Gegner auszuliefern oder zuzulassen, dass er diese liquidieren lasse.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Falls Bonn ablehnte, wollte sich der Despot mit "Gegenmaßnahmen" an Deutschen in Libyen rächen. Das gehe nach "Spiegel"-Informationen aus Akten des Auswärtigen Amts (AA) hervor. Danach überbrachte ein Funktionär in Tripolis am 27. Mai 1980 dem deutschen Botschafter Günter Held die Forderung.

Die Bundesregierung müsse wählen, ob sie "mit Verrätern oder (dem) libyschen Volk zusammenarbeiten" wolle. Es gehe auch um eine "relativ geringe Anzahl von Personen". Tripolis hatte zuvor mehrere Oppositionelle in Westeuropa umbringen lassen.

Botschafter Held zufolge hatte der Diktator die Taten "persönlich angeordnet". In Libyen hielten sich damals 2.500 Deutsche auf, einige waren bereits inhaftiert, und das AA fürchtete, Gaddafi werde sie foltern. Andererseits brauchte Bonn libysches Erdöl; zudem hatte Tripolis versprochen, Terroristen der RAF nicht mehr zu unterstützen.

Schmidt wies Gaddafis Forderung zurück. Nach einigen Wochen blies Gaddafi die Mordkampagne ab und ließ ausrichten, er wolle nur noch "drei oder vier Personen" töten, diese lebten außerhalb der Bundesrepublik. Die inhaftierten Deutschen kamen durch einen Trick frei: Man versprach Gaddafi einen Besuch beim Kanzler.

Der kam aber nie zustande.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 19.03.2011

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