Magazin: Israel zahlte Opfern einer Mossad-Verwechslung 400.000 US-Dollar

Nach der irrtümlichen Erschießung eines marokkanischen Kellners im norwegischen Lillehammer durch eine Todesschwadron des Geheimdienstes Mossad im Jahr 1973 hat Israel der Witwe und ihrem Sohn 400.000 US-Dollar als Entschädigung gezahlt.

Tel Aviv (dts Nachrichtenagentur) - Dies erfuhr das Nachrichtenmagazin "Focus" bei Recherchen über das staatliche Liquidierungskommando, das im Verlauf einer umfassenden Vergeltungsaktion für den Münchner Olympia-Anschlag 20 vermeintliche palästinensische Drahtzieher getötet hatte. Der Mossad hatte seinerzeit fälschlicherweise den Kellner Ahmed Bouchiki als den Cheforganisator des Attentats, Ali Hassan Salameh, identifiziert. Der Anführer der Terrorgruppe "Schwarzer September" wurde schließlich 1979 in Beirut mit fünf Kilo Plastiksprengstoff getötet.

Sechs Wochen vor seinem Tod Ende Juni schilderte Israels Meisterspion Jakoov Meidad "Focus" erstmals die Umstände der damaligen Anwerbung von Mitgliedern der gefürchteten Todesschwadron. Der in Breslau geborene Meidad, der 1960 an der Entführung des NS-Massenmörders Adolf Eichmann beteiligt war und fünf Jahre später in Montevideo den so genannten Henker von Riga, Herbert Cukurs, in eine tödliche Falle gelockt hatte, lobte in dem "Focus"-Gespräch besonders seine Topagentin Sylvia Rafael aus Südafrika. Sie hatte als getarnte Fotografin die meisten Todeskandidaten ausgespäht und die Örtlichkeiten für Liquidierungen in ganz Europa festgelegt.

Der frühere norwegische Staranwalt Annaeus Schjodt, der die nach dem Lillehammer-Desaster verhaftete Sylvia Rafael verteidigt und später geheiratet hatte, sagte zu "Focus", seine 2005 an Leukämie gestorbene Frau habe nie ein Wort über ihre Mossad-Aktionen gesagt.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 12.08.2012

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