Magazin: Mutmaßlicher Serienmörder Martin N. fotografierte eines seiner Opfer

Der im Mordfall Dennis am vergangenen Freitag festgenommene Pädagoge Martin N. hat angeblich eines seiner Missbrauchsopfer fotografiert.

Hamburg (dts Nachrichtenagentur) - Das berichtet das Nachrichtenmagazin "Focus" unter Bezug auf Aktenvermerke. Die Fotos aus dem Sommer 1999 hätten Ermittler der "Soko Dennis" erst in diesem Frühjahr bei einer Auswertung der Akten aus Hamburg entdeckt. Jahrelang habe das Material demnach in der Asservatenkammer der Hamburger Polizei gelegen.

Ein Ermittler der Soko sagte "Focus": "Wenn wir dieses Material früher gehabt hätten, dann wäre Martin N. schon damals dringend tatverdächtig gewesen." Im Sommer 1999 drang der maskierte "Schwarze Mann" in das Schullandheim Wulsbüttel bei Bremen ein, aus dem er zwei Jahre später Dennis K. entführen und dann ermorden sollte. Der achtjährige Marco B. war auf Klassenreise und überlebte die Begegnung mit dem Sextäter.

Auf dem Computer des am vergangenen Freitag festgenommenen mutmaßlichen Serienmörders Martin N. stellte die Polizei Fotos sicher, die der Täter am Tatort aufgenommen hatte. Er zerrte den Jungen in den Keller des Heims und missbrauchte ihn. Dann fotografierte er "das Opfer in verschiedenen Posen auf der Treppe, die von der Schuhschleuse im Keller nach oben zum Erdgeschoss führte", heißt es in einem Vermerk.

Als Beamte der "Soko Dennis" dem heute 20-jährigen die Aufnahmen präsentierten, identifizierte er sich sofort. Sichergestellt hatte die Polizei den Computer von Martin N. bereits bei einer Razzia am 9. März 2006. Der wegen Kindesmissbrauchs mehrfach aufgefallene Pädophile hatte einen Berliner Sozialarbeiter erpresst. Die Staatsanwaltschaft ließ die Festplatte von dem Münchener Sicherheitsunternehmen "Fast Detect" entschlüsseln.

Die Firma stieß auf tausende "briefmarkenkopfgroße" Vorschaubilder von nackten Jungs, nicht aber auf die Originalfotos. Wann und wie sie auf den Rechner gelangten, ließ sich nicht mehr klären. N. wurde daher nur wegen Erpressung zu einer Bewährungsstrafe verurteilt. Erst am 4. März dieses Jahres, nachdem ein früheres Opfer auf N. aufmerksam gemacht hatte, holte sich die "Soko Dennis" die Akten aus Hamburg und wertete sie detailliert aus. Neben den Aufnahmen von Marco B. und unzähligen Kinderpornos stießen die Ermittler auf veröffentlichte Fotos der ermordeten Dennis R. und Dennis K.. Zudem entdeckten sie Aufnahmen von nackten Jungen, die gefesselt waren. Andere waren bis zum Oberkörper im Sand eingegraben. "Bei einzelnen Taten der Serie kam es zu Fesselungen", notierten die Beamten laut "Focus". Und: "Die Mordopfer Stefan J. und Dennis R. wurden im Sand vergraben." "2007 hatten wir keine Anhaltspunkte für einen Zusammenhang der Bilder mit dem Fall Dennis", erklärte Oberstaatsanwalt Wilhelm Möllers gegenüber "Focus".

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 22.04.2011

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