Magazin: Neue Ermittlungen wegen Kapruner Gletscherbahnbrand

Die Katastrophe um die Gletscherbahn in Kaprun beschäftigt wieder die Justiz.

Amberg/Kaprun (dts Nachrichtenagentur) - Wie das Nachrichtenmagazin "Focus" berichtet, ermittelt die deutsche Staatsanwaltschaft gegen Beteiligte des österreichischen Prozesses. Die neuen Ermittlungen beruhen auf einer Anzeige wegen Leistungsbetrugs, die der Wiener Rechtsanwalt Gerhard Podovsovnik im Namen von 162 Nebenklägern, mehrheitlich Opferangehörige und Überlebende aus Deutschland, Österreich und Japan, eingebracht hat. Am 11. November 2000 waren in einer Zugseilbahn auf das Kitzsteinhorn im Salzburger Land 155 Menschen verbrannt oder erstickt.

Zwölf Fahrgäste konnten sich retten. Der anschließende Prozess gegen 16 Angeklagte, Unternehmensvertreter und Techniker, war mit Freisprüchen zu Ende gegangen. Die übergeordnete Instanz hatte ebenso entschieden.

In seiner Anzeige wegen "schweren gewerbsmäßigen Leistungsbetrugs mittels Kartellbildung" wirft Podovsovnik unter anderem mehreren Gerichtsgutachtern Befangenheit vor. Einer habe enge Kontakte zum österreichischen Verkehrsministerium unterhalten, von dem drei Beamte angeklagt waren, ein anderer habe Forschungsgeld von einer Firma bezogen, deren Vertreter ebenfalls unter den Beschuldigten waren. Die Staatsanwaltschaft Amberg, die das Verfahren wegen der räumlichen Nähe zu den Angehörigen von mindestens 20 Opfern erhalten hat, ermittelt laut "Focus" unter dem Aktenzeichen 110JS3171/10 gegen "neun bis zehn beschuldigte Österreicher, darunter auch Angehörige der Justiz".

Ein weiteres Verfahren aus diesem Komplex läuft bei der Korruptionsstaatsanwaltschaft in Wien wegen Vorwürfen "gegen Amtsträger und Sachverständige". In seiner Darstellung beschreibt Podovsovnik auch die an die Freisprüche anknüpfenden Verhandlungen zu Entschädigungszahlungen als abgekartet. 13,4 Millionen Euro, auf die man sich in dieser Kommission geeinigt habe, seien für die mehreren hundert Angehörigen und traumatisierten Überlebenden zu wenig.

Ziel sei die Zahlung von Millionenbeträgen pro Person. Betreiber, Hersteller und Aufsichtsbehörden tragen nach der durch zahlreiche Gutachten und ein älteres Ermittlungsergebnis der Staatsanwaltschaft Heilbronn gestützten Meinung Podovsovniks deshalb Verantwortung für das Inferno, weil im Führerstand der Bahn ein Heizlüfter für Wohnräume eingebaut wurde, der durch Kontakt mit Öl aus einer undichten Leitung zu brennen begann.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 08.05.2011

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