Magazin: Polizeifoto von 2001 zeigt Neonazi-Trio in Sachsen

Zielfahnder des Thüringer Landeskriminalamts (LKA) hatten das 1998 untergetauchte Neonazi-Trio aus Jena 2001 in Sachsen aufgespürt.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Dies belege dem Nachrichtenmagazin "Focus" zufolge ein Observationsfoto der Polizisten. Ein Thüringer Landtagsabgeordneter, der die Ermittlungsakten jetzt einsehen konnte, sagte "Focus", auf dem Bild seien Uwe M., Uwe B. und Beate Z. "glasklar" zu erkennen. Offen sei, warum die Polizei seinerzeit nicht zugriff.

Wegen der unterbliebenen Festnahme ging laut "Focus" bei der Staatsanwaltschaft Chemnitz eine Strafanzeige gegen Unbekannt wegen des Verdachts der Strafvereitlung im Amt ein. Oberstaatsanwalt Bernd Vogel bestätigte dem Magazin den Vorgang und erklärte, die Anzeige sei zuständigkeitshalber an die Staatsanwaltschaft Erfurt weitergeleitet worden. Unterdessen hat sich einer der mutmaßlichen Unterstützer der rechtsradikalen Terrorzelle in "Focus" erstmals zu den Vorwürfen geäußert.

Dabei bestätigte der Neonazi Ralf W. aus Jena, dessen Wohnung am Donnerstag durchsucht worden war, dass er enge Kontakte zu dem im Untergrund lebenden Trio hielt: "Es ist klar, dass sie sich in einer solchen Situation an Menschen wenden, denen sie vertrauen", so W. "Vor ein paar Jahren habe ich den Kontakt abgebrochen." Die Ermittler gehen laut "Focus" davon aus, dass W. den Aufenthaltsort der Zelle kannte und bis Ende 1999 intensiv mit deren Mitgliedern telefonierte, bis Ende 2001 noch sporadisch. W. selbst sagte "Focus", dass er die von dem Trio gegründete Organisation "Nationalsozialistischer Untergrund" (NSU) nicht kannte.

"Vom NSU habe ich nichts gewusst. Davon habe ich erst jetzt erfahren." Außerdem beteuerte er, dass er keinerlei Kontakte zu der Thüringer Polizistin hatte, die 2007 in Heilbronn ermordet worden war: "Michèle K. kannte ich nicht."

Er sei zwar vier- oder fünfmal in Oberweißbach gewesen, der Heimatgemeinde der Polizistin. Es sei jedoch absurd, "mir zu unterstellen, ich hätte ein Killerkommando auf sie gehetzt". Nach "Focus"-Informationen erwägt die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe, der einzigen Überlebenden der Terrorzelle, Beate Z., ein Angebot zu unterbreiten. Falls die Kronzeugenregelung nicht greift, weil Z. keinen Drahtzieher verrät oder keine weitere Straftaten verhindert, könnte ihr ein "informeller Deal" vorgeschlagen werden: Im Falle einer umfassenden Aussage würde Z. eine frühe Begnadigung in Aussicht gestellt. Vorbild wäre der Fall Werner L. Der Terrorist der Rote Armee Fraktion (RAF) packte vollständig aus. Er kam trotz Verurteilung zu elf Jahren Haft früher frei. Er gilt innerhalb der RAF als klassischer Verräter. Die Justiz nennt ihn als gutes Beispiel für das "Vabanque-Spiel", zu dem sich ein Terrorist durchringen könne.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 26.11.2011

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