Magazin: Verfassungsschutz hatte drei V-Leute im Umfeld des Neonazi-Trios

Der Thüringer Verfassungsschutz soll Ende der neunziger Jahre mindestens drei V-Leute im Umfeld der Neonazis Uwe M., Uwe B. und Beate Z. geführt haben.

Erfurt (dts Nachrichtenagentur) - Das berichtet das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" vorab. Neben dem Kopf des Thüringer Heimatschutzes, Deckname "Otto", habe zu den Informanten des Geheimdienstes auch der Chef der Thüringer Sektion der Organisation "Blood & Honour" gehört. Trotz der intensiven Durchdringung des Verfassungsschutzes sei es laut dem Magazin den Geheimdiensten nicht gelungen, das untergetauchte Neonazi-Trio aufzuspüren.

Der Thüringer Verfassungsschutz geht mittlerweile von etwa 20 Unterstützern aus, die dem Trio im Untergrund halfen. Am Freitag weitete die Bundesanwaltschaft ihre Ermittlungen auf zwei weitere Beschuldigte aus. Insgesamt werden damit sechs Personen als Beschuldigte geführt.

Fortschritte haben die Fahnder nach Informationen des "Spiegel" auch bei der Auswertung der Fundstücke aus den Trümmern der abgebrannten Wohnung in Zwickau gemacht. Dort hätten die Spezialisten des Bundeskriminalamts auch die zweite Tatwaffe des Polizistenmordes von Heilbronn gefunden, bei dem 2007 die Polizistin Michèle Kiesewetter erschossen worden war. Es handele sich um eine polnische Pistole der Marke "Radom" VIS 35, Kaliber 9 Millimeter.

Noch unklar sei, wozu die Neonazis eine Holzkiste zu einer versteckten Abschusseinrichtung umgebaut hatten, die sich ebenfalls in der Wohnung befunden hatte. Bei der Erstellung des Videofilms, mit dem sich die Terrorgruppierung "Nationalsozialistischer Untergrund" zu insgesamt zehn Morden bekennt, habe möglicherweise der Zwickauer André E. geholfen. In der Wohnung des Neonazi-Trios habe sich ein Flugblatt seiner Firma gefunden, die unter anderem Expertise in Videobearbeitung besitzen soll.

Die Ermittler gehen nicht davon aus, dass M., B. und Z. das Video erstellt haben. "Die drei waren es nach derzeitigem Erkenntnisstand wohl nicht", sagte Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) dem "Spiegel". Im Wohnmobil in Eisenach hinterließen die Neonazis zudem Bahncards, die auf die Namen von André E. und dessen Frau zugelassen waren, aber von Z. und B. genutzt worden sein sollen.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 19.11.2011

Zur Startseite