Marine-Kommission entlastet Kapitän der "Gorch Fock"

Die Untersuchungskommission der Deutschen Marine entlastet in ihrem Untersuchungsbericht die Stammbesatzung und die Schiffsführung der "Gorch Fock", einschließlich des suspendierten Kommandanten.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Der 98-seitige Bericht mit einer Anlage, die aus noch einmal 132 Seiten besteht, liegt dem ARD-Hauptstadtstudio vor. In der abschließenden Bewertung kommt die Kommission zu folgendem Fazit: "Als Ergebnis der Untersuchung stellt die Kommission fest, dass die erhobenen Vorwürfe sich zum großen Teil als nicht haltbar erwiesen haben. Soweit Vorwürfe in Teilen bestätigt werden konnten, besaßen diese hingegen bei Weitem nicht die Qualität, die ihnen ursprünglich beigemessen worden ist."

Die teils massiven Vorwürfen von Offiziersanwärtern (OA), die durch den Wehrbeauftragten des Bundestages öffentlich gemacht worden waren, sieht die Kommission als Einzelmeinungen: "Die Untersuchungen haben gezeigt, dass die Einzeläußerungen, die die wesentlichen Vorwürfen enthielten, nicht als repräsentativ für den 3.Törn und keinesfalls für die gesamte Crew angesehen werden können. Manch eine verzerrt geschilderte Begebenheit, die sich im Laufe der Untersuchungen als so nicht geschehen herausstellte, mag sich aus den angesprochenen Umständen erklären." Das Verhalten des Kommandanten nach dem Unfalltod einer Offiziersanwärterin sei laut Kommissionsbericht von den befragten Besatzungsmitgliedern als "angemessen und keineswegs trocken" empfunden worden.

Mit ähnlichem Tenor zitiert der Bericht auch den Bordgeistlichen, der in einer Befragung geäußert haben soll: "Es war aus meiner Sicht alles würdevoll, ich fand wirklich nichts Anstößiges dran, was die Trauer verletzen könnte, ganz im Gegenteil." Allerdings benennt der Bericht auch Führungsmängel an Bord des Segelschulschiffes. Die Kommission konnte Vorwürfe, das Schiff befinde sich zeitweise in der Hand der Unteroffiziere und werde nicht ausreichend von den Offizieren geführt, teilweise bestätigen.

Es habe sich eine "inoffizielle hierarchische Struktur herausgebildet", bei der die "Altgefahrenen" den Ton angäben. Einen Vorwurf will die Kommission den Offizieren daraus allerdings nicht machen. Denn, so ihre Einschätzung, den Instrumenten der Dienstaufsicht seien jedoch aufgrund der begrenzten Personalressourcen und der bestehenden Aufgabenfülle schon im Routinebetrieb Grenzen gesetzt.

Probleme im Miteinander an Bord werden von der Kommission vor allem auf "zwischenmenschliche Schwierigkeiten" zurückgeführt. "Das die menschliche Fehlbarkeit gelegentlich im Einzelfall zur Beanstandung Anlass gibt, ist nicht zu vermeiden." Persönlichem Versagen Einzelner sei aber konsequent begegnet worden. Eine zu große Härte in der Ausbildung konnte das Untersuchungsteam auch nicht feststellen. Ohnehin könne ein "verantwortungsbewusstes Ausbildungssystem" nicht auf das "kontrollierte Erfahren von Belastbarkeitsgrenzen" verzichten.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 13.03.2011

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