Militärischer Abschirmdienst will mehr Personal für Spionageabwehr

Der Militärische Abwehrdienst (MAD) verlangt mehr Personal und bessere Technik zur Spionageabwehr.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - "Die Spionageabwehr, seit Mitte der 90er Jahre als Thema ewig gestriger kalter Krieger belächelt, ist wieder brandaktuell", sagte der Präsident des Bundeswehr-Geheimdienstes, Christof Gramm, der "Welt". "Wir müssen uns da besser aufstellen. Vor 20 Jahren hatten wir fast 200 Mitarbeiter in der Spionageabwehr, heute noch ein Bruchteil davon - und sollen damit einen 360-Grad-Blick abdecken. Also in alle Richtungen abschirmen." Zwar könne der MAD seinen Kernauftrag wahrnehmen, sagte Gramm. Modernisierungsbedarf gäbe es aber auch bei der Technik zur Cyberabwehr.

Die meisten Spionageattacken kämen aus Russland und China, sagte der MAD-Präsident: "Deren Interesse an allem, was mit Bundeswehr zu tun hat, ist groß." Insbesondere das russische Interesse sei seit Jahren intensiv und umfangreich. "Ob Rüstung, Organisationsstruktur, Standortentscheidungen oder Stimmung in der Truppe - die nehmen alles, was sie bekommen können", so Gramm.

Der russische Geheimdienst arbeite sowohl mit traditionellen Mitteln als auch mit Cyberangriffen. Als Beispiele nannte Gramm die sogenannte Honigfalle, bei der weibliche Agentinnen auf Bundeswehrsoldaten angesetzt würden. Weiter gehe es um "offene Gesprächsabschöpfung, Kontaktanbahnungen, Quellenanwerbung".

Zum Auftrag des MAD gehört auch die Abwehr von Spionen verbündeter Staaten. Gramm rechtfertigte die Vorwürfe seines Dienstes gegen einen ehemaligen Mitarbeiter aus der Politikabteilung des Verteidigungsministeriums, der für die USA spioniert haben soll. "Der MAD hat in kurzer Zeit viele Informationen über diesen Fall gesammelt und diese dem Generalbundesanwalt vorgelegt. Und der hat ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Das hätte er nicht tun müssen. Aber offensichtlich war das Material wertig genug", sagte Gramm. Die im Sommer 2014 aufgenommenen Ermittlungen wurden im Januar 2015 allerdings aus Mangel an gerichtsverwertbaren Beweisen von der Bundesanwaltschaft eingestellt.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 08.03.2015

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