Ministerpräsident Kretschmann profitiert von seinen Erfahrungen als Lehrer

Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hat auf die eminente Bedeutung von guten Lehrern hingewiesen.

Stuttgart (dts Nachrichtenagentur) - Kretschmann sagte dem Nachrichtenmagazin "Focus", sein Vater, bei dem er vier Jahre in die Volksschule gegangen sei, sei sein großes Vorbild. Er selbst profitiere als Politiker von seiner Erfahrung als Oberstudienrat: "Ich lernte, so zu reden, dass es die Leute verstehen." Die intensivste Erfahrung, die man als Lehrer mache, sei die Verschiedenheit der Menschen.

Sie sei auch die Grundlage von Politik. TV-Moderatorin Nina Ruge, die selbst sieben Jahre an einem Gymnasium unterrichtete, schrieb in einem Gastbeitrag für "Focus", ein guter Lehrer müsse Lust an persönlicher Entwicklung haben - "an seiner eigenen und an der seiner Schüler". Ein guter Lehrer müsse mit sich im Reinen sein.

"Ein guter Lehrer ist uneitel - er braucht keinen Applaus, aber er braucht die Bestätigung gelungener Interaktion", so Ruge. Werte vermitteln könne ein Lehrer am Besten, indem er in und außerhalb der Schule Werte lebe: "Mitgefühl, Bescheidenheit, Lust an Leistung, Spaß an Arbeit, Herzlichkeit, Hilfsbereitschaft - das alles lässt sich vorleben und mit den Schülern leben." In einer Zeit mit erhöhtem Lerndruck, einer oft schwierigen und zunehmend medial abgelenkten Schülerschaft fordern Bildungsexperten eine bessere Qualifizierung der Lehrkräfte.

Der Professor für Schulpädagogik an der Universität Münster, Christian Fischer, sagt "Focus": "Ein moderner Lehrer benötigt eine hohe diagnostische Kompetenz. Das erfordert eine gründliche Veränderung der Lehrerausbildung." Ein guter Lehrer sei heute nicht mehr nur "Wissensvermittler", sondern "er sollte Mentor und Lernberater sein. Einer, der die Begabungen der Schüler erkennt und bereit ist, selbst lebenslang zu lernen". Wie entscheidend die Arbeit der Lehrkräfte auf die Entwicklung der Schüler ist, belegen laut "Focus" mehrere Studien. US-Forschern zufolge kann der Leistungsvorsprung, den ein Top-Pädagoge im Vergleich zu einem unbedarfteren Kollegen bei seinen Schülern generiere, bis zu einem Schuljahr betragen. Wenn ein Kind aus einkommensschwachen Verhältnissen für fünf Jahre einen sehr guten Lehrer hat, so glichen sich seine Bildungschancen gegenüber einem Kind aus einer wohlhabenden Familie mit durchschnittlich gutem Lehrer aus, fanden die Forscher heraus.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 09.10.2011

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