Mittelstandsverband warnt vor Firmen-Insolvenzen wegen Pensionsverpflichtungen

Die derzeitige Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) bereitet der Wirtschaft mit Blick auf die betriebliche Altersvorsorge zunehmend Probleme: Für manche Mittelständler könnten die Pensionsverpflichtungen nach Einschätzung des Präsidenten des Bundesverbandes Mittelständische Wirtschaft, Mario Ohoven, sogar existenzbedrohlich werden.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Klein- und Mittelbetriebe bilanzierten in der Regel nach dem Handelsgesetzbuch (HGB) und hätten bisher die Lücke zwischen Soll und Haben bei ihren Pensionsverpflichtungen leichter kaschieren können als etwa Aktiengesellschaften. "Jetzt kommt für sie das böse Erwachen. Insolvenzen im Mittelstand sind nicht auszuschließen", sagte Ohoven dem "Handelsblatt" (Online-Ausgabe).

Laut Ohoven sind die mittelständischen Unternehmen in Deutschland Pensionsverpflichtungen im Umfang von etwa 24 Milliarden Euro eingegangen. Als Folge der Zinsentwicklung klaffe aber schon heute eine Deckungslücke von etwa vier Milliarden Euro. "Selbst wenn die Marktzinsen langsam wieder anziehen sollten, belasten die niedrigen Zinsen der vergangenen Jahre den Durchschnittszins", warnte er.

Ein möglicher Zinsanstieg mache sich also kaum oder erst mit zeitlicher Verzögerung bemerkbar. Zudem kämen die geburtenstarken Jahrgänge allmählich ins Rentenalter. Allerdings hätten Mittelständler so gut wie keine Möglichkeit mehr, ihren Versorgungszusagen zu entkommen.

"Früher konnten die Ansprüche an einen externen Anbieter, etwa einen Pensionsfonds oder einen Lebensversicherer, ausgelagert werden", erläuterte Ohoven. Doch die litten gegenwärtig selbst unter den niedrigen Zinsen. Der Gesetzgeber sollte daher "die Realität der Niedrigzinsphase bei der Abzinsung berücksichtigen", forderte der Mittelstandspräsident.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 16.03.2015

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