NSU-Ombudsfrau John beklagt Strategie von Beate Z.

Die Ombudsfrau der Bundesregierung für die Opfer des NSU, Barbara John, hat beklagt, dass die Hauptangeklagte im NSU-Prozess, Beate Z., Fragen der Opfer nicht beantworten will.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - "Nach deutschem Recht geht das", sagte sie dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (Online-Ausgabe). "Aber sie hat die Schicksale der Familien vor sich und weiß, was passiert ist. Und wenn sie ihr Strafmaß verringern und den Eindruck von Offenheit verstärken will, dann wäre es besser, wenn sie auf diese Fragen persönlich antworten würde."

John fügte hinzu: "Doch das alles schließe ich aus. Das heißt, sie bestimmt das gesamte Verfahren. So wie das Trio damals Leute zu Opfern gemacht hat, so bestimmt sie jetzt auch wieder, wie es weiter geht. So kommt es jedenfalls rüber bei den Angehörigen. Was diese Menschen denken und brauchen, das interessiert sie nicht." Die stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Eva Högl, geht davon aus, dass die Aussage Beate Z. eher geschadet hat.

"Es wäre für die Angeklagte besser gewesen, zu schweigen", sagte sie der "Frankfurter Rundschau" (Donnerstagsausgabe). "Denn jetzt kann alles zu ihrem Nachteil ausgelegt werden, wozu sie sich bisher nicht geäußert hat." Högel fügte hinzu: "Der Prozess bekommt keine Wende. Man kann das vielmehr abhaken als Versuch, eine Mittäterschaft abzustreiten." Beate Z. habe sich jahrelang komplett dem Plan des NSU verschrieben, in den Untergrund zu gehen und das Leben über Banküberfälle zu finanzieren. So etwas tue man nicht, wenn man nichts zu verbergen habe. Die SPD-Politikerin war Obfrau im ersten NSU-Untersuchungsausschuss des Bundestages. Den in der vorigen Woche eingesetzten Ausschuss hat sie wesentlich forciert. Beate Z. hatte eine Mittäterschaft an den zehn Morden und zwei Sprengstoffanschlägen vehement bestritten und alles ihren rechtsextremistischen Weggefährten Uwe B. und Uwe M. angelastet.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 10.12.2015

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