Neues IT-Netz für Bundestag in frühestens einem Jahr

Der Hackerangriff auf das Netz des Bundestag hat so schwerwiegende Folgen, dass seine Beseitigung und die Installation eines neuen Systems mehr als ein Jahr in Anspruch nehmen könnte.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Das berichtet die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" (F.A.S.). Je nachdem, wie viel Aufwand dabei betrieben werde, dauere das ganze "mindestens ein Jahr, vielleicht auch zwei", so die Zeitung. Unter anderem müsse die gesamte Software des Bundestags ausgetauscht werden.

Der Angriff der Hacker gilt als weitaus schwerwiegender als zunächst dargestellt. "Man muss sich vorstellen, ein ausländischer Nachrichtendienst hätte den Generalschlüssel zu allen Büros und Aktenschränken des Bundestags erbeutet und kann sich bedienen", sagte die Grünen-Abgeordnete Steffi Lemke der F.A.S. Nach Ansicht von Fachleuten können die Angreifer durch sogenannte "key logger" auch gefälschte Mails erstellen, die echt wirken, beispielsweise aus dem Büro der Abgeordneten Angela Merkel. Mittlerweile gibt es auch im Bundestag Kritik daran, dass der Bundestag 2009 - anders als der Bundesrat - beschlossen hatte, sich nicht dem Netz der Bundesregierung anzuschließen, das vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) überwacht wird.

Fachleute sind sich einig, dass der Angriff keinen Erfolg gehabt hätte, hätten die Regeln des BSI auch im Bundestag gegolten. "Die Chance wäre um einiges größer gewesen, den Angriff abzuwehren", sagte der CDU-Abgeordnete Clemens Binninger der F.A.S. Viele Parlamentarier sind verstimmt darüber, dass Parlamentspräsident Norbert Lammert (CDU) sie so lange über die Schwere des Angriffs im Unklaren gelassen hat und keine entschiedenen Schritte unternommen hat, um der Situation Herr zu werden. Ein wahrnehmbares Krisenmanagement habe es im Bundestag nicht gegeben, sagte der Grünen-Abgeordnete Dieter Janecek.

"Ein Unternehmen hätte in einer ähnlichen Notsituation einfach den Stecker gezogen", sagte Janecek der F.A.S.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 14.06.2015

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