Niebel: "Afghanistan ist wie Deutschland nach dem Dreißigjährigen Krieg"

Entwicklungsminister Dirk Niebel sieht Afghanistan warnt vor falschen Maßstäben bei der Beurteilung des Wiederaufbaus in Afghanistan.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - "Man darf Afghanistan nicht vergleichen mit Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg", sagte der FDP-Politiker der "Welt". "Man muss es vergleichen mit Deutschland nach dem Dreißigjährigen Krieg, wo niemand mehr da war, der wusste, wie man einen Pflug baut oder Ähnliches." Als Beispiel nannte Niebel die Stadt Masar-i-Scharif, der Ort des deutschen Feldlagers im Norden des Landes.

Dort müssen 30 Prozent der Lehrer, die deutsche Entwicklungs-Experten ausbildeten, erst einmal Lesen und Schreiben lernen. "Gemessen daran sind wir einen großen Schritt weitergekommen - auch in der Energieversorgung, der Wasserversorgung oder im Straßenbau", sagte Niebel der "Welt" weiter. Als ein Versäumnis des Westens gestand er ein: "Man hat mit Sicherheit zu spät angefangen, Kapazitäten aufzubauen. Aber man muss auch beachten, woher wir kommen." Die Mission in Afghanistan habe mit Kämpfen begonnen. "In der Gefechtszone kann man keine Entwicklungsarbeit betreiben."

Afghanistan hat seit Beginn des internationalen Militäreinsatzes Ende 2001 mehr als 30 Milliarden Euro an öffentlichen Geldern erhalten. Die Bundesrepublik ist das drittgrößte Geberland weltweit. Auf den oft geäußerten Vorwurf, dass Steuermittel verschwendet worden seien, sagte der deutsche Entwicklungsminister: "Überall dort, wo allgemeine Budgethilfen in den Haushalt Afghanistans gegeben werden und man nicht nachvollziehen kann, wohin das Geld fließt, mag das vielleicht sein."

Dieses Instrument nutze Deutschland aber nicht. "Für unsere Entwicklungskooperationen lasse ich die Kritik daher nicht gelten." Ziel sei es, den Staat zu stabilisieren, die Zivilgesellschaft zu stärken und die afghanischen Partner zu eigenständigem Arbeiten zu ertüchtigen.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 25.02.2013

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