Nobelpreisträger Maskin: Globalisierung vergrößert Ungleichheit

Die aktuelle Entwicklung der Globalisierung hat nach Ansicht des Ökonomie-Nobelpreisträgers Eric S. Maskin die Ungleichheit vergrößert.

Lindau (dts Nachrichtenagentur) - "Die Einkommensunterschiede werden in vielen Ländern immer größer, weil einige wenige von der Globalisierung extrem profitieren, während viele komplett abgehängt werden", sagte Maskin in einem Interview mit dem "Handelsblatt" (Freitagausgabe) am Rande der fünften Ökonomie-Nobelpreisträgertagung in Lindau. Als Ursache dieser Ungleichheit sieht er die Internationalisierung der Produktion. Zu Beginn der ersten großen Globalisierungswelle Ende des 19. Jahrhunderts hätten viele Arbeitsplätze für die breite Bevölkerung geschaffen werden können, dadurch, dass sich viele arme Länder in arbeitsintensiven Branchen wie der Landwirtschaft oder einfacher industrieller Fertigung spezialisierten.

Der Lebensstandard konnte allgemein erhöht werden, so Maskin. "Die Globalisierung hat lange Zeit Ungleichheit bekämpft." Diese internationale Arbeitsteilung habe sich jetzt jedoch geändert.

Die Standardtheorie zur Globalisierung sei nicht falsch, "schließlich hat sie 200 Jahre lang wunderbar funktioniert". Doch "die Produkte und damit die Produktionsmechanismen der aktuellen Globalisierung sind komplexer geworden, weil nicht mehr nur fertige Waren gehandelt werden, sondern Produktionsketten internationalisiert worden sind". Für diese entstandene Komplexität bräuchten die Unternehmen heute gut ausgebildete Arbeitskräfte, die Automatisierung lasse viele einfache Arbeitsplätze komplett verschwinden.

Während damals die breite Masse von der Globalisierung profitieren konnte, gewinne heute "eine kleine Elite von Hochqualifizierten alles", so Maskin. Als Ausweg sieht der Nobelpreisträger die Investition in Bildung von Seiten der Regierungen, "damit mehr Menschen die Fähigkeiten erlernen können, die auf dem internationalen Markt gefragt sind, sodass möglichst viele Menschen von diesen Vorteilen profitieren können". Möglich wäre hier auch eine neue Form der Entwicklungshilfe.

"Reiche Staaten helfen Entwicklungsländern dabei, ein modernes Ausbildungssystem aufzubauen", so Maskin.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 21.08.2014

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