Nobelpreisträgerin Herta Müller protestiert gegen Festnahme von Ai Weiwei

Mit scharfen Worten hat die Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller gegen die Festnahme des chinesischen Künstlers Ai Weiwei und gegen die deutsche Ausstellung "Kunst der Aufklärung" in Peking protestiert.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - In einem Interview des Nachrichtenmagazins "Focus" sagte Müller: "Mit dieser Festnahme wurden der deutsche Außenminister und seine Delegation regelrecht vorgeführt: Kaum hatten sich die Flugzeugtüren hinter ihnen zum Rückflug geschlossen, wurden die Verhaftungen vorgenommen." Es sei falsch gewesen, dass sich deutsche Museen bereit fanden, in der gegebenen politischen Situation in China die Ausstellung zu veranstalten. "Ich verstehe nicht, weshalb es die Deutschen sein müssen, die als allererste Werke für eine Ausstellung in diesem Museums-Klotz liefern, der doch nur ein Prestige-Objekt des Regimes ist. Es kommt mir vor, als würde die deutsche Kulturpolitik regelrecht winseln um Anerkennung durch China." Die Schriftstellerin plädierte für einen entschiedenen Kurs den chinesischen Machthabern gegenüber: "Ich glaube, das Regime würde dann eher etwas lernen, wenn es dafür isoliert wird, wie es mit seiner Bevölkerung umgeht. Diktaturen lernen nur durch Druck. Was Deutschland derzeit mit China macht, ist das Gegenteil von Druck." Es sei eine "Verhöhnung des Begriffs Aufklärung", wenn jetzt chinesische Regierungsstellen darüber entschieden, wer in Peking zu der Ausstellung Vorträge halten dürfe, sagte sie "Focus". "Obwohl man weiß, dass in einem solchen Regime jedes öffentliche Wort streng gefiltert wird. Die Machthaber werden also letztlich darüber entscheiden, was über Aufklärung in ihrem Land gesagt werden darf und was nicht. Das ist der blanke Zynismus. Es wird Staatsprosa vorgetragen werden, Propaganda statt Aufklärung."

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 10.04.2011

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