Nobelpreisträgerin drängt auf posthume Aberkennung hoher Orden für Tito und Ceausescu

Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller unterstützt die Forderung von Angehörigen mehrerer Attentats-Opfer, den beiden Diktatoren Josip Broz Tito und Nicolae Ceausescu posthum den höchsten deutschen Orden abzuerkennen.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Müller sagte in einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin "Focus", dass die Aberkennung des Ordens eine wichtige Korrektur und ein deutliches Signal für künftige hohe staatliche Auszeichnungen sein könne. Den beiden Staatschefs aus Jugoslawien und Rumänien war in den 70er-Jahren die "Sonderstufe des Großkreuzes des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland" verliehen worden. Opfer-Familien leiden nach eigenen Angaben bis heute unter der Ehrung von Tito und Ceausescu, deren Auftragskiller nach Erkenntnissen deutscher Sicherheitsbehörden Dutzende Dissidenten in der Bundesrepublik töteten.

Die in Rumänien aufgewachsene deutsche Schriftstellerin Müller, die jahrelang von Ceausescus Geheimdienst Securitate schikaniert worden war, schilderte in dem "Focus"-Interview erstmals ein offenbar verhindertes Attentat auf ihre Person. 1989, zwei Jahre nach ihrer Ausreise, sei in West-Berlin ein mutmaßlicher Auftragsmörder verhaftet worden, in dessen Unterlagen man ihren Namen und ihre Adresse gefunden habe, sagte Müller. Die Frankfurterin Karmela Milicevic, deren Vater Nikola 1980 mit sechs Schüssen getötet worden war, sagte "Focus": "Ist es nicht entsetzlich für Deutschland, in der Reihe der Ordensträger einen Mörder wie Tito zu sehen?" Zu den mit dem Großkreuz geehrten Staatsoberhäuptern zählen unter anderem Lech Walesa, Vaclav Havel und Englands Königin Elisabeth II. Die Tochter des Dissidenten Jusuf Gervalla, der 1982 in der Nähe von Heilbronn mit zwei Freunden erschossen worden war, nannte die Ordensverleihung an Tito eine "moralische Schande für Deutschland".

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 15.01.2012

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