Nominierter IG-Metall-Chef: Starre 35-Stunden-Woche für Ingenieure falsch

Der Zweite Vorsitzende der IG Metall und künftige Gewerkschaftschef, Detlef Wetzel, plädiert für einen lockereren Umgang mit Arbeitszeitregelungen für Ingenieure.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Die Gewerkschaft sei "immer gefordert, die unterschiedlichen Sichten der Beschäftigtengruppen zu berücksichtigen. So ist der Bandarbeiter um jede Minute froh, die er nicht am Band stehen muss. Für ihn ist eine tägliche Arbeitszeitverkürzung ein Segen", sagte Wetzel der "Welt am Sonntag".

"Ingenieure dagegen haben andere Prioritäten. Sie die arbeiten auch einmal länger als 35 Stunden die Woche, möchten nach drei Monaten Projektarbeit aber zwei Wochen frei haben. Wenn wir eine starre und regelmäßig aufgeteilte 35 Stunden Woche für sie zum Maßstab machten, dann wäre das sicherlich falsch", sagte Wetzel.

"Wie schaffen wir es, beide Sichten gleichberechtigt in der IG Metall wirksam werden zu lassen? Das ist die Kunst". Begriffe wie "Klassenkampf" stehen für den seit dieser Woche für den Posten des Ersten Vorsitzenden nominierten Wetzel nicht im Vordergrund der Gewerkschaftspolitik. "Wenn man Klassenkampf als Interessensvertretung sieht, um die Ziele einer Gruppe voranzubringen, und das geht ja auch immer gegen jemand anderen, dann gab und gibt es das", sagte Wetzel.

"Ich finde aber diese Begriffe wie "Klassenkampf" gar nicht so wichtig. Der Begriff stammt auch aus einer anderen Zeit. Das ist auch eine Frage des Tons."

Wetzel hat die IG Metall in den vergangenen Jahren zunehmend an den Wünschen der Mitglieder und deren Problemen im Betrieb orientiert und sieht darin die Herausforderung für eine Großorganisation: "Jeder Mensch ist ja Individualist und wenn Sie so wollen "Einzelgänger", indem er einzigartig ist. Er will mit seinen speziellen Sichten und Wünschen zur Kenntnis genommen werden. Wenn man diese Vielfalt in einer starken Gemeinschaft organisiert, ist sie erfolgreich."

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 15.09.2013

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