Organspendeskandal: Mediziner könnte Aussicht auf Tantieme zu Manipulationen verlockt haben

Der Mediziner, der an der Uniklinik Göttingen im Zentrum eines Transplantationsskandals steht, hat sich möglicherweise durch die Aussicht auf eine Tantieme zur Fälschung von Patientendaten verlocken lassen.

Göttingen (dts Nachrichtenagentur) - Ein Sprecher der Klinik sagte dem Nachrichtenmagazin "Focus": "Der Oberarzt hatte einen Zielvereinbarungsvertrag mit Leistungsbezug." Dabei ist es üblich, dass das Salär von Chirurgen mit der Anzahl der Eingriffe steigt. Am Freitag war bekannt geworden, dass die Bundesärztekammer schwere Verfehlungen des Mediziners entdeckt hatte.

Der 45-Jährige soll Patienten auf dem Papier kränker gemacht haben, damit sie schneller eine Spenderleber zugeteilt bekamen. Zuletzt schaffte der Beschuldigte 50 Transplantationen im Jahr - ein Spitzenwert in deutschen Kliniken. Die Bundesärztekammer war durch einen anonymen Hinweis im November auf den Mediziner aufmerksam geworden.

Zunächst ging es nur einen Russen, der im Mai 2011 offenbar gegen die Regeln eine Spenderleber bekam. Er hatte nach "Focus"-Informationen zuvor 120.000 Euro an die Klinik bezahlt. Die Bundesärztekammer stieß bei ihren Recherchen in den vergangenen Monaten bei 32 weiteren Fällen in Göttingen auf Manipulationen.

Der Vorsitzende der zuständigen Prüfungskommission, der Magdeburger Chirurg Hans Lippert, sagte, bei etwa 20 Fällen gingen die Mitglieder der Kommission nun von "Ungereimtheiten und Manipulationen unterschiedlichen Schweregrades aus". Auch bei diesen 20 Fällen besteht demnach der Verdacht, dass Fälschungen die Transplantationen ermöglichten.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 21.07.2012

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