Papst im Bundestag: "Positivistische Vernunft" reicht nicht aus

Papst Benedikt XVI. hat in seiner Rede vor dem Bundestag daran appelliert, sich in Gesellschaftsfragen nicht nur auf die "positivistische Vernunft" allein zu verlassen, also auf Erkenntnis, die auf der Interpretation "positiver Befunde" beruht.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - In der stark philosophisch geprägten Rede sagte der Papst, die positivistische Sicht sei zwar ein großer Teil menschlichen Erkennens, allein verkleinere sie aber den Menschen und bedrohe seine Menschlichkeit. Die Natur setze an vielen Stellen einen "Schöpfer" voraus. Die Politik erinnerte er an ihre Verantwortung und lobte unter Zwischenapplaus der Grünen die ökologische Bewegung in den vergangenen Jahrzehnten.

Bundestagspräsident Lammert hatte zuvor den Papst aufgerufen, während seiner Amtszeit einen deutlichen Schritt zur Überwindung der Spaltung der christlichen Kirche zu zeigen. Er lobte Benedikt dafür, dass Gespräche mit Repräsentanten anderer Religionen ein wichtiger Bestandteil seines Deutschlandbesuches sei. Zahlreiche Abgeordnete hatten die Rede des Pontifex im Vorfeld scharf kritisiert.

Rund 100 Parlamentarier wollten nicht dabei sein, weil sie das Trennungsgebot von Staat und Kirche missachtet sehen. Es war die erste Rede eines Papstes im deutschen Parlament. Für den frühen Abend ist eine Messe im Berliner Olympiastadion vor 70.000 Gläubigen geplant.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 22.09.2011

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