Parteienforscher: Schmidts Werben für Steinbrück führt zu Vorentscheidung

Das Werben von Altkanzler Helmut Schmidt für eine Kanzlerkandidatur des früheren Finanzministers Peer Steinbrück (beide SPD) könnte nach Einschätzung des Parteienforschers Gerd Langguth eine Vorentscheidung in dieser Frage herbeiführen.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - "Dass sich jetzt Helmut Schmidt im Stile eines Gerontokraten im ,Spiegel’ für Steinbrück stark macht, zeigt, dass faktisch der parteiinterne Wahlkampf von Steinbrück bereits begonnen hat. Er lässt nicht locker, seine Partei unter Druck zu setzen – mit Hilfe des Altkanzlers", sagte der Professor an der Universität Bonn "Handelsblatt-Online". "Doch wenn sich ein Politiker bereits zwei Jahre vor den Wahlen zum Kanzlerkandidaten ausruft, unterschätzt er möglicherweise, dass es sich hier um eine lange Zeit handelt, in der er auch entzaubert werden kann."

Ein erster Beleg hierfür sei kürzlich Steinbrücks Auftritt im Deutschen Bundestag gewesen, als er mit Mühe versucht habe, Kanzlerin Angela Merkel herauszufordern. Steinbrück werde zwar als der für Merkel gefährlichste Gegner angesehen, weil er Stimmen aus der Mitte der Gesellschaft holen könne. Aber ob er der am besten geeignete Kanzlerkandidat der SPD sei, hänge davon ab, wie geschlossen die SPD ihn als Partei unterstütze.

"Im Endeffekt dürfte derjenige SPD-Kanzlerkandidat werden, dem die besten Chancen für einen Machtwechsel zugetraut werden. Dann dürfte auch die Linke in der SPD nicht in der Lage sein, Steinbrück zu verhindern", sagte der Politikwissenschaftler. "Die Frage ist aber, wie stark dann die Unterstützung der SPD als Gesamtpartei für Steinbrück sein wird."

Langguth gibt zudem zu bedenken, dass Steinbrücks Stern sinken könnte, sofern sich eine Lösung der Euro-Krise abzeichnet: "Je länger die Finanz- und Euro-Krise dauert, umso besser ist das für einen potenziellen SPD-Kanzlerkandidaten Steinbrück. Deshalb dürfte es im Merkelschen Interesse sein, wenn sich im Falle der Euro-Krise bald eine effektive Lösung abzeichnete", sagte er.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 24.10.2011

Zur Startseite